Püppchenheim
Nein, nicht „Nora oder Ein Puppenheim“ von Ibsen, so tief und differenziert wollen wir es nicht haben bei Sofia Coppola, die nicht nur die Schlüssellochperspektivenregie geführt, sondern auch mit Sandra Harmon nach dem Buch von Priscilla Presley das Drehbuch geschrieben hat.
An die zwei Stunden ist Sofia Coppola dicht an Priscilla (Cailee Spaeny) dran, die, je mehr sie mit Elvis (Jacob Elordi) liiert ist, umso püppchenhafter wird. Ein Paartherapeut hätte vielleicht die Trennung verhindern können. Doch die Rollenmuster scheinen festgefahren.
Wer kann der Versuchung eines berühmten Rockstars schon wiederstehen, der in einer Luxusvilla in Memphis residiert, wo auch seine ganzen Freunde zu wohnen scheinen nebst Oma und Vater.
Ein Schmerzpunkt für Elvis ist der Tod seiner Mutter. Hier kann er sich bei Püppchen ausweinen. Wie er aber sonst wohl wenig Erfahrung im ernsthaften Umgang mit Frauen hat und wenig Kultur. Sie hat sich ihm zu fügen. Und wenn er sie aus einer Laune heraus rausschmeißt, wird er sofort reumütig.
Priscilla mach den ganzen Zirkus mit. Sie ist ja auch total verknallt. Kleines Püppchen, großer stattlicher Mann; soll keiner sagen, es würden hier nicht tradierte Rollenbilder ausgiebig geschildert und noch in märchenhaft reichem Milieu dazu. Mehr braucht es nicht für eine Groschenstory.
Geschmack hat Sofia Coppola genaus so wie Erfahrung im Superreichen-Milieu, das ist ihr Biotop, da ist sie aufgewachsen, da hat sie das Kino mit der Muttermilch aufgesaugt. Und hier kann sie sozusagen ihre Kleinmädchenträume verwirklichen. Denn die Schilderung dieses tradierten Frauenbildes dominiert den Film. Erst ganz am Schluss, nachdem sie auch die Heirat mitgemacht und ihrem Göttergatten ein Kind geschenkt hat, nimmt Priscilla einen Selbstverteidigungskurs, traut sie sich, zu gehen. Ob sie darnach ein emanzipiertes selbstbestimmtes Leben geführt hat, erfahren wir in diesem Homestory-Film nicht, nur, dass es für Priscilla bittersüße Erinnerungen sind.