Little Fugitive – Der kleine Ausreißer

Ausflug in eine andere Zeit,

in eine, wie es scheint, wunderbar klare Zeit, in die 50er Jahre in New York, als Kinder auch mal zwei Tage unbeaufsichtigt zuhause gelassen werden konnten, weil Mutter wegen einer Erkrankung ihrer Mutter verreisen muss und Papa bereits das Zeitliche gesegnet hat.

Es sind dies Joey, 7 Jahre alt, und sein um einige Jahre älterer Bruder Lenny. Da sie und die Freunde von Lenny viel Fernsehen schauen, Western, haben sie heiße Fantasien. Sie wollen auf Conny Island Geburtstag feiern. Aber jetzt soll Lenny seinen kleineren Bruder hüten. Da lassen sie sich ein brutales Spiel – inspiriert vom Fernsehen – einfallen, um Joey loszuwerden; sie machen ihn glauben, er habe Lenny erschossen.

Zuhause liegt noch Geld für Einkäufe unterm Telefon. Joey wird zum kleinen Ausreißer, zum kleinen Flüchtling. Im Kopf hat er, wie sein Bruder und dessen Freunde, Conny Island. Ob das heute noch so ohne weiteres möglich wäre, dass ein Siebenjähriger so ganz allein dorthin fährt und dann einen Tag und eine Nacht lang in dem Gewimmel, später in dem wie ausgestorbenen, Vergnügungspark allein herumstromert?

Mit Joey geht das. Der strahlt mit seinem resoluten Gang ein Selbstbewusstsein aus, der ist findig und pfiffig, energisch, beinah zornig. Schnell kapiert er, wie er mit dem Sammeln von leeren Flaschen Pfandgeld einheimsen kann. Damit leistet er sich seine Vergnügungen: Büchsenschießen und Ponyreiten. Erstaunlich wie viele der Unterhaltugsangebote noch heute aktuell sind. Aber es gibt auch Historisches: die Fallschirmabspringerei: hier werden die Kitzelbdürftigen 75 Meter in die Höhe geschossen und baumeln dann an einem Fallschirm wieder runter.

Ganz klar macht auch die Patina von 70 Jahren ihren ganz besonderen, einmaligen Reiz dieses Filmes aus und überhöht das Sentimental-Romantische des Themas „Kleiner Bub ganz allein“; es wäre vollkommen angemessen, den Film als kleine Kinosensation anzupreisen, weil er eine Zeitreise nicht nur ins Kino der 50er Jahre anbietet, sondern gleichzeitig auch in die Welt, wie Kinder damals möglicherweise herangewachsen sind.

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