Girl You Know It’s True

Bitteres Märchen

Das ist die Geschichte der Musikgruppe Milli Vanilli, die in den 80ern und frühen 90er Jahren weltweit als Duo mit Band Furore gemacht, es bis in die Charts der USA gebracht haben, Stadien füllten und dann als Fake aufgeflogen sind insofern, als die beiden nie selber gesungen haben, sondern immer nur so getan haben also ob. Die wahren Sänger sind im Hintergrund geblieben.

Das arbeitet Simon Verhoeven, der für Drehbuch und Regie steht, filmisch schön heraus. Für die beiden Protagonisten hat er höchst attraktive junge Männer gefunden, Tijan Njie als Robert Pilatus und Elan Ben Ali als Fabrice Morvan. Die tanzen hervorragend und die Mundbewegungen in ein Mikro zu einem Song zu machen, dürfte nicht allzu schwer gewesen sein.

Simon Verhoeven erzählt die Geschichte ganz klar als ein modernes, letztlich trauriges Märchen. Es geht um Diebstahl in der Kunst, um Urheberrecht und Urheberdiebstahl, wie im Film The Lesson, der eine solche Geschichte aus der Literatur erzählt.

Der Produzent Frank Farian, auf dessen Mist das ganze Produkt gewachsen ist und die Geldmaschinerie auf Hochtouren laufen ließ, wird von Matthias Schweighöfer durchaus glaubwürdig dargestellt, allerdings näher beim Märchenmodus, den Simon Verhoeven offensichtlich intendiert und nicht im Sinne einer realistischen Darstellung.

Das sind Differenzen, die dann immer offensichtlich werden, wenn im Abspann zu solchen Geschichten, die auf wahren Begebenheit beruhen, die Originalfiguren zu sehen sind.

Aber in sich scheint das Märchen stimmig und vor allem ist es gut konsumierbar zubereitet. Trotzdem sei es nahe an der Zeit von damals, bestätigen Leute, die dabei gewesen sind. Was im Nachhinein verwundert, ist, wie lange Beine so eine Lüge doch haben kann, wie lange sie sich verbraten hat lassen.

Selbst die Szene in Brighton, als die Schallplatte, die abgespielt wird, einen Sprung bekommt und ewig die gleiche Sequenz in Dauerschleife laufen lässt, kann das Duo noch nicht überführen, kann die Grammy-Verleihung nicht gefährden. Erfolg baut seine eigene, zähe Glaubwürdigkeit auf.

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