Munch

Künstlers Geisterbahn der Psychoabgründe

Überraschend an diesem Film von Nenrik Martin Dahlsbakken, der mit Fredrik Hoyer und Mattis Herman Nyquist auch das Drehbuch geschrieben hat, ist die Abspann-Info, dass Edward Munch in seinem Künstlerleben über 30′ 000 Bilder geschaffen habe, denn malen sieht man ihn praktisch nie, ihn, der in verschiedenen Lebensaltern (21, 30, 45, 80) von verschiedenen Akteuren dargestellt wird.

Der Film macht Halt an Lebensstationen von Munch, ist mal in Schwarz-Weiß, mal in Farbe. Er interessiert sich vor allem für den Gemütszustand des Künstlers. Versucht in die Abgründe hinunterzublicken; zitiert aus Tagebüchern, nutzt aber genauso die Mittel der Musik als der Bildveränderung, im Sinne des Austreibung jeglicher Art von (TV-)Realismus.

Der Film ist ein Atmosphärenfänger. Er möchte vielleicht dem Generell-Künstlerischen, ja dem darin Austauschbaren auf den Grund gehen. Das wirkt momentweise fast etwas platt, wenn das wohl berühmteste seiner Gemälde, Der Schrei szenisch erklärt werden soll.

Auch mit dem Einfügen von Gemälden des Künstlers geht der Filmemacher sparsam um. Sie tauchen gerade mal im Hintergrund auf, ausnahmsweise auf einer Staffelei. Erst am Schluss gibt es einen rasenden Schnelldurchlauf durch Munchs Werk.

Es ist ein Film, den – auch wenn Stationen wie Kopenhagen, Berlin, Oslo explizit angegeben werden – gerade das Biographische, was normalerweise das Gerüst für eine Biopic abgibt – nicht sonderlich interessiert.

Es kommen zwar Freunde vor, Frauen, der Arzt, mehr aber interessiert den Film die Auseinandersetzung über Kunst, Einwände, die gegen Munchs Kunst vorgebracht worden sind, seine Verteidigung der künstlerischen Autonomie oder das, was Kunst hinter einem Gesicht sieht, sehen kann, sichtbar machen kann.

Einmal telefoniert Munch mit einem Mobilphon, obwohl er schon 1944 gestorben ist. Damit will der Filmemacher wohl auf die Zeitlosigkeit von Kunst und deren Abgründe referieren. Insofern interessiert den Film die Chronologie dieses Lebens wenig und er erlaubt sich ein Hin- und Herspringen zwischen den Stationen.

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