Die kostbare Atemluft –
ein nervenaufreibendes Kinostück
Die Deutschen können ja doch Kino! Können eine einfache Katastrophengeschichte hochspannend erzählen.
Von einer Frau, die beim Tauchen im Meer von einem unterirdischen Felssturz überrascht und am Meeresboden eingeklemmt wird. Es ist May (Louisa Krause). Sie wird begleitet von ihrer Freundin Drew (Sophie Lowe). Exzellentes Casting durch Nancy Foy.
Interessanterweise gibt es zwischen den beiden Frauen, die seit Kindheitstagen Freundinnen sind, wie knapp eingespielte Rückblenden erzählen und dort zusammen das Tauchen angefangen haben, also zwischen den beiden Freundinnen kommt es an heikler Lage zum Disput, warum die eine die dominantere sei als die andere und praktisch jedes Mal bestimme, wo sie hinfahren.
Hier kommen sie in einem kleinen schäbigen Auto mit ihrer Taucherausrüstung, Neoprenanzug, Schwimmflossen, Schnorchel, Sauerstoffflaschen, Taschenlampen an einer menschenleeren Steilküste an. Sie wollen ein unterirdisches Höhlensystem aufsuchen. In einer kleinen Höhle an Land bunkern sie zusätzliche Sauerstoffflaschen und ihre persönlichen Dinge wie Klamotten, Autoschlüssel.
Eingeführt wird auch eine kleine unterirdische Höhle, in der es etwas Sauerstoff gibt. Der unterirdische Felsturz passiert bald. Ab jetzt pressiert es. Ab jetzt gilt es für den Zuschauer, starke Nerven zu bewahren. Denn Maximilian Erlenwein, der mit Joachim Hedén auch das Drehbuch nach dessen Theaterstück geschrieben hat, inszeniert den kleinen Vorfall, bei dem es ums Überleben geht, in einer bannenden Frank-Griebe-Kinobilderwelt, die Philipp Thomas zu einem atemberaubenden Bilderbogen zusammengeschnitten hat.
Und genau so trägt die Musik von Volker Bertelmann und Raffael Seyfried das ihre bei zu diesem aufregenden Kinostück, das mit wenig Dialog auskommt und den Zuschauer dauernd an Urängsten der Klostrophobie und der Atemnot kitzelt. Und vielleicht wäre ja alles nicht passiert, wenn das Schild, das auf die Felssturzgefahr hinweist, noch an Ort und Stelle gestanden wäre. Hier kann der Tiefenrausch zum Kinorausch werden; Dekompressionsphase erforderlich.