The Old Oak

Spielend durch den Kino-TüV,

falls es denn so einen gäbe, kämen der versierte Drehbuchautor Paul Laverty und der nicht minder versierte Inszenierungsmeister Ken Loach mit dieser neuen Zusammenarbeit.

Es sind alle Regeln für ein Meisterwerk der Kunst befolgt. Es wird ein aktuelles Thema anhand von einer Einzelbegebenheit minutiös rechercheriert und bestens nachvollzieh- und mitfühlbar erzählt.

Meisterlich sowieso die Schilderung der runtergekommenen Verhältnisse in der ehemaligen Bergbaustadt Durham, die heute aus dem letzten Loch pfeift. Grade noch ein paar Hanseln, die zum regelmäßigen Bier in „The Old Oak“ zusammenkommen beim Wirt TJ Ballantyne (Dave Turner), der natürlicherweise als Zentralfigur, den sich entwickelnden Widersprüchen im Ort direkt ausgeliefert und damit einem Loyalitätskonflikt ausgesetzt sein wird.

Garniert wird das perfekte Soziodram, das mit viel Rührseligkeit sich am Ende fast selbst bemitleidet, mit einer bedeutungsvollen Rührstory um das Hundchen Marra.

Unruhe kommt auf in Durham, wie syrische Bürgerkriegsflüchtlinge ankommen; es ist das Jahr 2016. Damit fängt der Film an. Nicht nur, dass am Ort die Immobilienpreise im freien Fall sich befinden, jetzt werden in leerstehende Häuser auch noch die Neuankömlinge einquartiert. Für Stammtischbrüder ist das zuviel. Die sind unverhohlen fremdenfeindlich.

Die Zentralfigur bei den Flüchtlingen ist Yara (Ebla Mari). Sie kann im Gegensatz zu den anderen Flüchtlingen Englisch und dafür gibt es auch eine plausible Begründung. Was sie mit TJ verbindet, ist die Liebe zur Fotografie. Sie hat eine gute Kamera, die aber bei einer Belästigung durch junge Typen aus Durham beschädigt wird.

Diese Kamera wird zum Requisit, das Yara näher zu TJ bringt, der sich zwar aus den lokalen Auseinandersetzungen raushält, dem aber Mitleid nicht fremd ist, wie er sich überhaupt als hilfsbereit erweist, auch wenn seine Stammkunden das übel kommentieren. Ganz verdirbt er es sich mit ihnen, wie sie für einen speziellen Anlass den kleinen Saal der Kneip öffnen möchten und TJ das den Stammtischbrüdern verweigert, aber kurz darauf bereit ist, dieses für die Flüchtlinge zu tun.

So hat TJ schlechte Karten bei seinen Stammkunden. Es wird zu einem dramatischen Ereignis kommen, wie auch die Filmdramaturgie das verlangt, die zum Ausgangspunkt der Läuterung wird.

Ein Wermutstropfen aus Syrien in das Happy End hinein wird Ken Loach dazu nutzen, dem Film den Stempel seines persönlichen Mitleids mit den syrischen Kriegsgeschädigten aufzudrücken. Das gekonnte Melosoziodram droht dadurch am Ende zum schweren britischen Rührstück zu werden.

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