Aufmerken,
das ist die Eigenschaft, die die Protagonistin dieses essayistischen Porträts, Paula Schlier (eine wundervolle Lea van Acken), charakterisiert. Sie selbst sieht sich weder als Widerstandskämpferin noch als Nazi. Sie sieht sich als Chronistin, die aufmerksam die Vorgänge um den Hitlerputsch von 1923 aus nächster Nähe, nämlich aus der Redaktion des Völkischen Beobachters mitten in München, beobachtet und diese Beobachtungen in unscheinbare Kladden einträgt. Diese werden später veröffentlicht.
In dieser unprätentiösen Hommage an Paula Schlier von Oliver Hamburger unter redaktioneller Betreuung durch Andrea Bräu, werden Szenen aus deren Leben nachgestellt, sie selbst spricht direkt in die Kamera oder Voice-Over Tagebuchtexte.
Paula Schlier kommt sehr jung nach München und bewirbt sich als Sekretärin bei der Hetzzeitung der Nazis. Frauen haben hier nichts zu sagen, sie haben lediglich zu tippen.
Zwei Wissenschaftlerinnen und Herausgeberinnen der Tagebücher sind als Talking Heads eingebunden zwischen die Reenactment-Szenen und die unvermeidlichen Hitlerpropgandaaufnahmen. Wahrscheinlich wäre die Welt ein besserer Ort, wenn es nur schon mehr Menschen von dieser Sorte gäbe, die aufmerksam beobachten und nicht jeden Mist mitmachen und hinter Populisten herjubeln. Unterlegt ist diese Fernseharbeit mit großer Orchestermusik.