Ungeheuerhof – Chroniken und Gemütszustände auf dem Land (internationale hofer filmtage 2023)

Schade, dass diese Dokumentation über die fragmentierte Familie Benignus vom Ungeheuerhof in Baden-Württemberg nach einer halben Stunde schon vorbei ist.

Die Filmemacher Gretel Ribka und Jonas Riedinger schaffen es dank intimem Zugang zu ihrer Protagonistenfamilie einen faszinierenden Einblick zu geben in ein Stück moderner, industrieller Landwirtschaft und das gerade mal in drei Wochen Drehzeit, die sie auf dem Hof verbrachten.

Im Zentrum steht der aktive Bauer Jürgen. Er hat an der Landwirtschafts-Uni Hohenems studiert. Hier wird Landwirtschaft ohne Tiere gelehrt. Das führte zuhause zu einem Vater-Sohn-Konflikt.

Ungeheuerhof könnte auch ein Omen sein. Es gibt in der Doku nicht nur Bilder, die gewagt und gefährlich aussehen, auch in den Erzählungen des Jungbauern kommen solche Geschichten vor. Seine Familie ist nicht mehr intakt. Die Frau ist weg, krank wohl, der Bub Max hat enorme psychische Probleme.

Dann ist da noch die Oma Hanna. Sie ist das Herz der Familie in der Stube. Sie sieht man immer beim Zeitungslesen. Sie verfolgt aus Distanz und mit einer gewissen Skepsis die Entwicklungen, die über so einen Hof rollen.

Der Film ist ein Mosaikstein in der brisanten Diskussion über eine zukunftsfähige Landwirtschaft, gibt Einblick in die Seite der industriellen Landwirtschaft, die mit hohen Investitionen arbeitet und entsprechende Einnahmen erzeugen muss; was dem Bauern bei eh schon langen Arbeitstagen schlaflose Nächte bereitet.

Es ist kein idyllisches Bild von der Landwirtschaft, was der Film entwirft, denn auch der Klimawandel meldet sich in längeren Phasen ohne Regen. Ganz zu schweigen von der Erkenntnis, dass diese industrielle Landwirtschaft die Böden dermaßen auslaugt, dass sie in absehbarer Zeit nicht mehr zu gebrauchen sein werden.

Immerhin hat Jonas es noch nicht aufgegeben, zu träumen, von mehr Freizeit und vielleicht doch mal wieder eine Frau kennenzulernen; denn auf so einem Hof ist der Bauer verdammt einsam – Jonas hat immerhin noch seinen LKW, mit dem er eine gewagte Ladung Stroh nach Südtirol ausliefert.

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