Die Unerbittlichkeit von Leben und Zeit
Großartig wie der Regisseur und Drehbuchautor Philippe Machado mit der Energie der Jugendlichen umgeht, mit ihren Träumen, ihren Wünschen, ihren Enttäuschungen. Wie genau er hinschaut, wie ein Bruch stattfindet, wenn die Zeit des Brotherhood, dieser unverbrüchlichen Coming-of-Age-Freundschaft junger Männer, allzu schnell in Brüche geht, weil Nassim (Yasin Houicha) seine Freundin gefunden hat. Weil er auszieht aus dem „Hood“ aus dem Quartier, aus der Nachbarschaft, weil die Lebenswege sich trennen, die man sich irgendwie gemeinsam erträumt hat.
Wie die Freundesclique beim Umzug mithilft, das hat etwas von einem Opferakt, von einem religiösen Akt, wie der dickste Freund Christophe (Noham Edje) seinen Kumpel fährt; wie er sich durch die Fahrt mit Spielchen gegen die Trennung stemmt, als ob irgendwas dagegen getan werden könnte. Der Verstand versteht ja, aber die Gefühle.
Der Film von Philippe Machado beschreibt diesen Umzug entlang dieser Bruchlinie, dieser schmerzhaften. Sehr genau beobachtet und beschrieben und mit einem exzellenten, ungewöhnlichen Cast umgesetzt. Es sind Veränderungen, die wie schicksalshaft, wie eine Naturgewalt über die Menschen kommen und sie aus ihren Beziehungen herausreißen, aus ihrem Milieu. Das Leben kennt keine Gnade und scheint unerbittlicher und stärker als jegliche Träumerei.