Dick ist nicht abendfüllend
Dieser 20-minütige Film von Lennart Heidtmann, der mit Lukas Becker zusammen auch das Drehbuch geschrieben hat, sollte in einer eigenen Kategorie untergebracht werden: typische Hochschulfilme.
Selbstverständlich gehört es sich für Hof, dass es Filme der bayerischen, der münchner Filmhochschule zeigt, der HFF. Die Studenten, die Film lernen wollen, müssen das auch mit Müsterchen beweisen. Dazu haben sie Budgets, die nicht allzu groß sind. Dazu müssen sie eine Story erfinden, um die herum sie belegen können, wie sie mit dem Filmhandwerk umgehen, wie sie Bilder beleuchten, Ton angeln, eine Tonspur anlegen, Schauspieler inszenieren.
Die in Deutschland am schlechtesten entwickelte Kunst unter all den Film-Gewerken ist das Drehbuchschreiben trotz unzähliger Professuren und Drehbuchwerkstätten, bestenfalls zielt es auf das Fernsehen. Das ist auch hier wieder zu beobachten.
Faszination Übergewicht im Bereich Film. Jedes Theater, jedes Filmbiotop hat seinen typisch Dicken, jedes Bauerntheater – oder fast jedes. Hier lässt Daniel Zillmann sein Übergewicht und seinen dicken Bauch exploiten. Natürlich macht er es gut, dann kann, scheint es, nichts schief gehen; Dicke ruhen in sich selbst.
Der Film beboachtet ihn bei einem Werbedreh für Diät-Mittel. Im Hotel will er noch ein Blind-Date machen. Das geht gründlich schief. Irgendwie muss der Film auf eine Pointe hinaus. Die kommt wie mit einer Zangengeburt auf die Welt: der Dicke und sein in Relation spilleriger Kollege (Luis Lüps) treffen sich auf dem Dach, unterhalten sich über ihre Dates, sehen sich als Looser und schreien das ins nächtliche München-Dunkel hinaus. Wobei der Gag, wenn die Geschichte vorher stringent gewesen wäre, bestens funktionieren tät.
Kritik eines Kritikers der Kritiken schreibt
Viele Jahre schon beschäftigt sich ungenannter Kritiker mit Filmen. Er sieht sie sich an. Damit unterscheidet er sich kaum von anderen Menschen, nur dass nicht genannter Kritiker – Kritiken schreibt. Eine große Verantwortung für einen Menschen. Denn nicht alle schauen Filme wie dieser Mensch. Er schaut sie sich an. Andere Menschen… auch. Gut dass dieser Mensch diesen Film gesehen hat und eine Kritik dazu geschrieben hat. Was sollte ihn von anderen Menschen sonst unterscheiden. Die anderen haben ja keine Kritik geschrieben und sind vor allem keine Kritiker. Das muss es ja auch geben. Beide Seiten sind wichtig. Nur ist eine Seite weniger wichtiger. Die andere schreibt Kritiken.
Vielen Dank, Kriegfried Sacauer, für den schönen Text über den Kritiker. Gerne nehme ich ihn als Kompliment, als ehrenvolles Kompliment, erst recht, wenn ich mir den versteckten Hinweis in Ihrem Pseudonym anschaue, wow! Die Deutung teile ich, dass der Kritiker, im Gegensatz zum anderen Filmschauer, sich nachher hinhockt und versucht, einen eigenständigen, aussagekräftigen Text zum Film zustande zu bringen. Über die Gewichtung des einen oder anderen Zuschauers will ich mir keine Wertung anmassen. Aber eines muss sich der Kritiker immer bewusst sein, dass Filme nicht primär für ihn gemacht werden.
stefe