Fahrendes Volk
Es gibt die Doku-Art, in der ein Frederick Wiseman (Oper. L‘ Opéra de Paris) der Meister ist, die einen Betrieb kulturell-künstlerischer Art wie mit einem Röntgenapparat systematisch durchleuchtet und nach außen nachvollziehbar darstellt, der aus der Erkundung seins Objektes eine Abenteuerreise für das Publikum macht.
Und es gibt die Dokumentation im Sinne des Adabeis oder des Mäuschenspielens, vermutlich die häufigere Art, die bei ihrem Objekt, ihren Protagonisten, dabei ist, dabei sein darf und Eindrücke sammelt. Für diese Art Dokumentation hat sich Johann Schiling von der Filmakademie Baden-Württemberg entschieden. Ihn scheint vor allem das Atmosphärische zu interessen bei dem Objekt, was er sich vorgenommen hat, dem Jahrmarktfahrgeschäft „Fighter“ und dessen Personal. Er ist dabei auf dem größten Volksfest von Münster.
Der Film lässt das Bild einer verschworenen Gemeinschaft von Menschen entstehen, die dieses Extremfahrgeschäft betreiben, die Besitzerfamilie mit kleinem Mädchen und einige Roadies, junge und nicht mehr ganz so junge Männer, die offenbar in einem Gemeinschaftswohnwagen unterkommen und hier eine Art Heimat finden. Sie stemmen unter tatkräfitiger Mithilfe des Bosses Auf- und Abbau und Betrieb des Fahrgeschäftes.
Der Ton im Betrieb ist familiär bis freundschaftlich ruppig; es werden eher Vulogs als Klarnamen verwendet, ein Beweis für den intimen Umgang.
Ein Riesenproblem stellt sich in Münster ein: sie haben ihr Geschäft zu nah an die Achterbahn gebaut. In einer Nacht- und Nebelaktion müssen sie es nochmal abbauen und etwas verrückt wieder aufbauen. Allerdings nutzt der Dokumentarist diesen Zwischenfall nicht maximal im Sinne eines Storytellings.
Nachher begleitet der Dokumentarist das Fahrgeschäft-Team bei einem Spaziergang über den Send zu Konkurrenzstudienzwecken und für den Film fällt schöner Jahrmarktbeifang ab. So besehen reichen 55 Minuten Filmlänge für die Ziele des Regisseurs vollkommen aus.