Schöne SciFi-Hokuspokus-Bilderstrecke
auf instabilem Plot,
wobei der Plot sogar einen soliden Ansatz verfolgt, eine eventuell tragfähige Grundidee, dass Kindheitserlebnisse, gar -traumata in das Erwachsenenleben hineinspielen können, wie hier bei der Genetik-Roboterforscherin Pouya (Anna Rebecca Sehls), die sich mit eigenem Körpermaterial in die Forschung einbringt und andererseits mithilfe von dieser ein Kindheistserlebnis an einem See klären will.
Als Bilderstrecke baut Regisseur und Drehbuchautor Tibor Baumann diesen ovalen, scheidenhaften Bildausschnitt durchs Röhricht auf den See wunderbar in seinen Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf ein. Er zeigt, dass er erstklassig gelernt hat, Bildmaterial herzustellen, mit Schauspielern umzugehen, das Material zu einem Bildbogen zu schneiden und über allem einen immer spannenden Sound zu legen.
Es ist mal wieder, wie so oft in Deutschland, das Buch, das Buch, das Buch. Das erweckt den Eindruck, eine Ansammlung von Schlagwörtern aus dem intendierten Bereich des Blockbuster-SciFi-Filmes zu sein, der sich befasst mit künstlicher Intelligenz und einem Mix aus Mechanik, Elektronik und menschlichem Fleisch sowie einer zukunftsträchtigen Verbindung von beidem, das sowohl Paralleluniversen als auch Zeitreisen ermöglicht.
Richtigerweise kommt ein junger Mann vor (Lion-Russell Baumann), dem Gefühle zu der oft verzweifelten Forscherin zuzutrauen sind (was der Film der Form halber recht klassisch auflöst), es gibt immer wieder Ansätze von Menschlichkeit, des Normalmenschlichen sozusagen, dass eine Forschung schiefgeht, dass jemand einen Karrierschritt machen, Erfolg haben, seine Forscherziele erreichen möchte.
Es ist die Rede von Kulturen, es gibt eine tolle Ausstattung mit fantasievollen Apparaturen, es gibt Verzweiflungen („Mach sofort die Tür auf, Command: Reboot“ – und dann kommt plötzlich eine Axt ins Spiel und man fragt sich, wozu es in so einem futuristischen Experimentierlabor eine Axt aus dem Horrorfilmarsenal braucht) und Dinge geraten außer Kontrolle, alles wie gehabt. Aber es fehlt jegliche Plausibilität für den behaupteten Forscherzusammenhang. Wenn die Forscherin in so einer filmisch ambitionierten Umgebung plötzlich den Satz sagt „Tut mir leid“, so wirkt das deplaziert, unfreiwillig komisch, da er so eine Alltagsbiederkeit wie aus einem routinierten Fernsehspiel reinbringt in den spürbar großen Kinowillen.