Das Paradies auf Erden,
damit ist Kabul, sind die Gärten gemeint, die Babur dort hat anlegen lassen. So in etwa steht es sinngemäß auf dessen Sarkophag, der in Kabul aufgebahrt ist. So dürfte es inhaltlich auch in der Baburama stehen, der vermutlich ersten Autobiographie. Sie stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Sie dient auch James Ivory, der diesen selbst autobiographischen Film mit Hilfe von Gil Gardner verfertigt hat, als ein Schlüssel zum Phänomen Afghanistan. Dieses hatte er 1960 für mehrere Monate besucht, um einen Dokumentarfilm fertigzustellen. Ein Grund und Anlass dafür war, dass sein amerikanischer Auftraggeber, für den er einen Film in Indien drehte, den Wunsch nach einer Dokumentation aus einem weiteren Nachbarland geäussert hat.
Für Afghanistan, für Kabul hat sich James Ivory aus einfachen klimatischen Gründen entschieden, weil es dort so mäßig ist. Gleichzeitig wundert er sich, dass er nur eine Stunde sich von Kabul entfernen müsse, um an einen Ort zu kommen, wo es nie schneie oder zwei Stunden, um an einen Ort zu kommen, wo ewiger Schnee liege.
Das Kabul, was James Ivory 1960 vorgefunden hat, war aber alles andere als paradiesisch. Es erschien ihm so, als habe sich seit den Beschreibungen Baburs nichts geändert, als sei das Land seither stehen geblieben. Und gefährlich dazu, wenn er mit dem Jeep es bereisen wollte.
Allerdings haben da bereits Russland als auch die USA Interesse an dem Land gezeigt; die Russen haben einen Staudamm gebaut, die USA eine Autostraße zum Khyber-Pass.
Der Film ist gleichzeitig ein Rückblick auf das Leben des Filmregisseurs, der in einer ansehnlichen Villa lebt, vermutlich geerbt von seinem Vater, einem Holzfabrikanten/Holzhändler in Oregon, der Hollywoods Bühnenauer mit Holz belieferte.
In dieser Villa schaut der inzwischen über 90-Jährige Fotsoammlungen durch, tippt auf einer elektrischen Schreibmaschine mit dem Zweifingersystem Texte, hat vor sich auf einem Großbildschirm die Afghanistanbilder; reflektiert sein Leben, in dem seine sexuelle, gleichgeschlechtliche Orientierung früh klar war und offenbar auch keine weiteren Probleme verursacht hat, ja, die sogar zur fruchtbaren persönlich-künstlerischen Partnerschaft mit Ismail Merchant geführt hat.