Müder Pepp
Vor 50 oder 60 Jahren, mit dem aufkommenden Wirtschaftswunder und dem sich parallel abschwächenden Interesse der Gläubigen an den Kirchen, soll es schon mal innovative, peppige Pastoren gegeben haben, die mit unkonventionellen Idee gegen den sich abzeichnenden Besucherschwund angingen: Jazzgottesdienste oder Feldgottesdienste.
Ein Epigone dieser Pastoren könnte der Pfarrer Maria Schießer aus München sein, der genau diese Unkonventionalität lebt und liebt und sie auch gerne in den Medien verbreitet. Ein besonderes Verhältnis scheint er zum BR und zu manchen Redaktionen dort zu haben. Jetzt hat er ein Sachbuch geschrieben „Himmel, Herrgott, Sakrament“ und der BR hat daraus eine Serie gemacht, Redaktion: Elmar Jaeger und Bernhard Natschlager (ORF).
Das Drehbuch hat Franz Xaver Bogner mit Marcus Pfeiffer geschrieben. Stephan Zinner spielt den unkonventionellen Pfarrer mit Lässigkeit, der vom Kardinal von Rosenheim nach München beordert wird, um hier die leere Kirche mit Leben, Menschen und Tieren zu füllen.
Das wäre vor 6 Jahrzehnten sicher eine aufregende Sache geworden, hätte womöglich Skandal gemacht. Inzwischen sind aber die Skandale der katholischen Kirche so extrem, dass ein nonkonformistischer Pfarrer bestenfalls wie ein Kerzlein wirkt, das jemand vor einem Altar in der Asamkirche anzündet.
Dabei hat der BR mit der Regie das Bijou unter den bayerischen Fernsehregisseuren betraut, Franz Xaver Bogner. Der ist auch schon bald 80 und milde geworden, ein bisschen scheint er vor dem undurchdringlichen Gestrüpp (was Entscheidungsfindung betrifft) des BR zu kapitulieren. Trotzdem ist das immer noch besser als vieles andere, was der öffentlich-rechtliche Sender seinem Publikum zumutet.
Dem BR-Redakteur Elmar Jaeger wäre allerdings etwas mehr Fitness im Hinblick auf die Belange unserer Zeit zu wünschen und nicht so zu tun, als gäbe es die ganzen Skandale in der katholischen Kirche nicht. Ein wenig Wahrhaftigkeit bringt in den Film die Pizzausfahrerfigur, die seinen Bruder umbringen will, was die TV-Serienfolge wiederum in die Ecke routinierter Fernsehkrimis drängt.