Schnitt und geistige Linie
sind es, die mich bei diesem Film von Margarethe von Trotta über das Liebesverhältnis zwischen Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und Max Frisch (Ronald Zerfeld) bei der Stange halten.
Von Volker Schlöndorff gab es 2017 den Film Rückkehr nach Monatauk. Hier trifft die Max-Frisch-Figur auf die frühere Geliebte (gespielt von Nina Hoss) und es findet eine harte Seelenvivisektion zwischen den beiden statt, ein fiktiver Stoff.
Volker Schlöndorff war mal mit Margarethe von Trotta liiert. Jetzt setzt sie nach, indem sie das Verhältnis von Max Frisch zu Ingeborg Bachmann nachskizziert, ausgehend von deren Wunsch nach einer Wüstenreise als Erlösung.
Margarethe von Trotta interessiert ganz offensichtlich nicht das Melodram. Sie kehrt vielmehr die scharfsinnige Anwältin in sich, die sie früher mal war, hervor und skizziert haarscharf die Entwicklung der Beziehung der beiden ohne jedes Interesse am Realistischen von Romcom (zuerst) und Drama (anschließend).
Das macht es für mich gut erträglich, obwohl ich mit der Besetzung der beiden Hauptfiguren große Probleme habe; sie sind keine realistischen, glaubwürdigen Autoren-Doubles; wenn ich sie aber als Lieferanten für die Argumente, die die Ex-Anwältin Frau von Trotta ins Drehbuch geschrieben hat, nehme, dann funktioniert das bestens.
Da wird es vernachlässigbar, dass ich Vicky Krieps – die selbst im Schatten ihrer eigenen, kränkelnden Figuren von Corsage und Mehr denn je steht – hier vor allem das immer lächelnde ‚Mädchen‘ spielen muss, als welches Max Frisch sie klein macht.
Aber die beiden Protagonisten bringen ihre Argumente professionell und wischen damit den Realitätsanspruch leicht beiseite. Vielleicht steht man auch noch zu sehr unter dem Eindruck von Emily Cox als Alma Mahler in Alma & Oskar, die eine ganz andere, widerständige, physisch-sinnlich-intellektuelle Figur spielt. Die durch Schnittmeister Weißbbrich garantierte Dichte und Konzentriertheit der Argumentation wiegt bei Margarethe von Trotta schwer, machen den Film sehenswert und auch die zeitlich verhackstückte Erzählweise verdaubar, da sie stringent dem Gedanken, der Argumentation folgt.