Der Schatten von Caravaggio

Dichtes, malerisches Protokoll

des Lebens und dessen inquisitorischer Verfolgung durch die Kirche des Malers Michelangelo Merisi, besser bekannt als Caravaggio
ab etwa 1592 bis zu seinem Tod 1610, einem Protokoll, das sich am Ende auf die hochaktuelle brisante Frage zuspitzt, ob wir einen Künstler nach seinem Werk oder nach seinem Leben (ob moralisch-ethisch akzeptabel oder nicht) beurteilen sollen.

Der Charakter des Malers Caravaggio war alles andere als bürgerlich einwandfrei. Er hält sich in übel beleumdeten Milieus auf, verkehrt mit Huren und hübschen Jungs, ficht Säbelkämpfe, bringt Gegner ums Leben; alles andere als ein Vorzeigelebenslauf und der Kirche, vor allem der Inquisition so schon ein Dorn im Auge.

Vielleicht auch wegen der Wahrhaftigkeit seiner Gemälde, dass er Menschen aus der Gosse als reale Vorbilder für die Motive aus der biblischen Geschichte nimmt und dadurch bei der Bevölkerung eine große Verehrung erlebt.

Er genießt aber auch Unterstützung durch das Establishment, sowohl von Kardinalseite als auch von adeligen Familien, so der Colonnas mit Costanza (einer einmal mehr großartigen Isabelle Huppert) an der Spitze.

Es ist auch eine Fluchtgeschichte, denn immer erlebt Caravaggio Verfolgung wegen diverser Delikte. So flieht er aus Mailand nach Rom, dann nach Neapel, bis Malta führt ihn sein Weg. Ihm immer auf den Fersen ist Ombra (Louis Garrel) von der Inquisition. Der legt kriminalistisch eine aufwändige Akte über den Maler an; wodurch gleichzeitig dem Zuschauer vieles aus dem Leben von Caravaggio vermittelt wird.

Die Besetzung des Malers mit Ridccardo Scamarcio scheint mir nicht realistisch; dafür ist er ein zu biederer, anständiger Typ; das fällt aber wegen der protokollarischen Machart des Filmes nicht besonders ins Gewicht; ein Eindruck, der auch dadurch entsteht, dass der Film überwiegend in enger Kadrierung von Close-Ups besteht, oft in schummrigem Licht, eines Mittels bei historischen Filmen, das aus der finanziellen Beschränkung eine Tugend macht; wodurch allerdings der große Kinoatem in ein relativ enges Korsett geschnürt wird.

Zum Protokollarischen dieses Filmes von Michele Placido, der mit Sandro Petraglia und Fidel Signorile auch das Drehbuch geschrieben hat, ist hinzuzufügen, dass es gerne zwischen den Zeitebenen hin- und herhupft. Entschädigt wird der Zuschauer wiederum mit großartigen Einblicken in das malerische Werk – und dessen Wirsamkeit – des berühmten italienischen Frühbarockmalers.

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