Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas

Megaherz

heißt die Firma, die diesen Film mit Franz Xaver Gernstl über sich selbst und sein TV-Team produziert hat.

Megaherz, zu Deutsch meint wohl: besonders viel Herz, übergroßes Herz. Das ist das, was die Gernstl-TV-Sendung seit 40 Jahren verbreitet: Menschen mit Herz und Optimismus, Menschen, die nicht jammern, denn, wenn sie das tun, dann kommen sie Gernstl nicht in die Tüte oder nicht in die Sendung. Das ist das probate Rezept, womit die Sendung sich 40 Jahre lang im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Bayerns gehalten hat.

Mit dem Bus, dem Kamermann und dem Tonmann drauflosfahren und Erzählenswertes finden, Menschen, die im Leben ihre Nische gefunden haben und damit zufrieden sind. Vermutlich ein Quotengarant fürs Bayerische Fernsehen.

Was nicht erzählt wird in dem fürs Kino nur bedingt, wenn überhaupt, tauglichen Film, das ist die andere Geschichte, diejenige der Firma Megaherz, die sich wohl parallel zum Dauererfolg der Reiseneugierigen aufgebaut hat mit leichtem Zugang zu vielen oder gar sämtlichen Redaktionen des BR, des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes, der damit der Mühe eines Wettbewerbes bei der Vergabe von Sendeaufträgen enthoben ist.

Das wäre interessant parallel zu diesem Film, der mit Eigenlob nicht spart, eine Dokumentation über die Geschäfte und die Entwicklung der Firma megaherz zu sehen. Deren Geschäftsidee dürfte ziemlich anders sein, als die Lebenshaltung, die Franz Xaver Gernstl mittels der von ihm Interviewten mit großem Herzen propagiert. Dort dürfte mehr die systematische, schier buchhalterisch-penetrante Ader von Franz Xaver Gernstl den Ton angeben, wie einer der beiden aus seinem Team verrät.

Da wird nicht in den Tag hinein gelebt, da wird wohl eher systematisch die Beziehung zu den Redakteuren des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes gepflegt, um das Geschäftsmodell des Abgreifens von Rundfunkgeldern zu maximieren – und bestimmt auf diese Weise leicht potentielle Mitbewerber gar nicht erst zum Zuge kommen zu lassen; denn nichts liegt diesem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ferner als Wettbewerb.

Von der Kinoqualität her ist der Film von Franz Xaver Gernstl und seinem Sohn Jonas, beide Drehbuch und Regie, durchwachsen, es gibt viel Aufguss aus Fernsehsendungen und dann noch Aufguss vom Aufguss, wenn Protagonisten Jahre und Jahrzehnte später wieder besucht werden.

Diese Bestandteile des Filmes sind von eklatant unterschiedlicher Leinwandqualität. Auch sind eineinhalb Stunden Gernstl-Glückshormone etwas viel; so genial seine Idee ausgehend von Jack Kerouacs „On the Road“ vor 40 Jahren gewesen ist; ist auch niedlich, wie er heute davon berichtet.

Es gibt einen richtigen schönen Kinomoment, auch von der Bildqualität und der Kamera her, das ist die Begegnung mit dem Berner, der seine Weisheit aus Indien geholt hat. Nun ja, wer im Leben Erfolg gehabt hat wie Gernstl, der darf ruhig die Weisheit, dass jeder seines Glückes Schmied sei verbreiten.

Im Grunde genommen ist das Kino von Franz Xaver Gernstl ein verlogenes Kino, es erzählt nur von positiven Begegnungen (das ist der Erfolg im Fernsehen), die negativen werden ausgelassen, ein Kino, was also nur die halbe Wahrheit erzählt. Das Kino ist da sehr empfindlich. Halbwahrheiten wollen die Leute im Kino nicht sehen, das werden die Zuschauerzahlen zeigen. Was insofern schade ist, als so ein Film Leinwände versperrt für Filme, die wirklich ins Kino gehören; hier steht der Verdacht im Raum, dass der Kinostart nur darum angepeilt wurde, weil die Produktion dadurch zusätzliche Fördergelder locker machen kann – auch ganz ohne Kinotauglichkeit.

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