Music for Black Pigeons

In Memory of Paul Motian, Tomasz Stanko, Jon Christensen, Lee Konitz, Jakob Bro, Mark Turner, Bill Frisell, Thomas Morgan, Paul Martin, Craig Taborn, Palle Mikkelborg, Jon Christensen, Joey Baron, A. C., Joe Lovano

Magie der Musik

Was ist das Geheimnis von Musik, von Jazz-Musik, von improvisierter Musik? Was bringt Musiker dazu, ein Leben lang Musik zu machen, bis ins hohe Alter hinein, unermüdlich neugierig um das Geheimnis von Musik, Musik, die vom Zusammenspiel mit anderen Musikern lebt?

Das sind die tieferen Fragen, um die sich diese Langzeitdoku von Jorgen Leth und Andreas Koefoed, die mit Adam Nielsen auch das Drehbuch geschrieben haben, dreht. Dadurch unterscheidet sich der Film von vielen anderen Jazz-, Musik- und Bandfilmen.

Es geht hier nicht um eine Erfolgsgeschichte und die Anekdote kommt vor, ob einer vielleicht mit 100 noch herausfindet, wie man reich wird. Reich sind sie bestimmt nicht, die Protagonisten dieses Filmes, aber ordentlich eingerichtet scheinen sie schon, denn der Film wirft gerne auch einen Blick in die privaten Räume.

Der jüngere Kontrabassist lebt da noch deutlich einfacher als der namhafte Saxophonist; Musiker rechnen erfahrungsgemäß jeden Gig ganz genau ab mit der Gema – aber das ist nicht das Thema des Filmes; allerdings wird an einer Stelle schon darüber geredet, wer wie zum Studio für die Aufnahmen gekommen ist, der führende Kopf, der einende Geist der Musiker in diesem Film, ist der dänische Komponist Jakob Bro, kam mit der Limousine, dem renommierten Altmusiker hat er die Taxe bezahlt, einem Jüngeren immerhin die U-Bahn und einer kam zu Fuß.

Jakob Bro hat in verschiedenen Kombinationen Musiker um sich versammelt, mit ihnen Plattenaufnahmen gemacht, Sessions, Konzerte, erstklassige Jazzer wie Lee Konitz, Thomas Morgan, Paul Motian, Bill Frisell, Mark Turner, Joa Lovano, Andrew Cyrille, Palle Mikkelborg, Jon Christensen, Midori Takada (als einzige Frau). Auch der Produzent Manfred Eicher kommt vor, der in Lugano residiert und seit über 50 Jahren Musik produziert.

Wenn die Frage auftaucht, was Musik sei, was ihr Geheimnis, so kann ein Talking Head durchaus verstummen. Nebst großartigen Musikaufnahmen gibt es kurze Statements der Musiker, einer der keinen Hehl draus macht, dass er vom Üben nichts hält, aber auch das Verstummen, das Geheimnis, was sie an der Musik hält, was sie immer weiter in sie hineinhorchen lässt, sprachlich gar nicht formulieren zu können.

Musik scheint geistig fit und jung zu halten; aber das hohe Alter mancher der Protagonisten, konnte sie nicht am Sterben hindern, weshalb im Abspann ein kleine Reihe „in Memorian“ vorkommt. Ganz gestorben sein dürften sie nicht, weniger aus Seelenwanderungsgründen, mehr, weil die Musik, die sie zusammengemacht haben, der Sound, das Vibrieren, die Pausen, von den Überlebenden weitergetragen wird und somit auch für den Besucher dieses Filmes zu einmaligen Hörerlebnissen führen dürfte.

Für Schubladenliebhaber, welche Musik wird hier dokumentiert? Musik für schwarze Tauben. Dazu gibt es die entsprechende Anekdote in diesem wundervollen, herausragenden Jazz-Film.

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