Trauzeugen

Deutsches Filmförderamalgam

Vielleicht ist stefe einfach ein zu schlichtes Gemüt, um nachvollziehen zu können, was Lena May Graf und Finn Christoph Stroeks mit der erkennbaren Absicht, aufzufallen und nicht langweilig zu werden, dem Zuschauer auftischen, knallig, laut und nervös verstolpert, ja, so ein bisschen präpotent gar.

Dinge können einem einen Film lang nachhängen, wenn sie nicht zweifelsfrei eingeführt werden. Bald schon nach einigen nicht allzu sonderlich ungewöhnlichen Frankfurt-Hochhausimpressionen rasseln die beiden Protagonisten beim Einparken ineinader. Es sind dies Almila Bagriacik und Edin Hasanovic. Er ist Anwalt unter Stress und sie ist Cello-Spielerin unter Stress. So viel wird klar.

Sie spielen eine Szene, als ob sie sich das erste Mal begegnen würden. Aber sie spielen sie so vertraut, als kennten sie sich schon lange. Erst anderthalb Stunden später ist zu erfahren, dass sie sich erst zehn Tage kennen, also seit diesem Einparkzusammenstoß. Diese Unklarheit des Verhältnisses belastet nun die weitere Perzeption des Filmes.

Es gibt noch ein zweites Paar, da ist sie schwanger, hochschwanger, ja so hochschwanger, dass man es kaum glauben will, dass sie noch zehn weitere Tage lang so hochschwanger bleiben wird, denn erst da kommt es zur Geburt. Realismus scheint nicht beabsichtigt. Die Darstellerin trägt den – nicht besonders gelungen geformten – Fakebauch auch so, dass klar ist, dass es ein Fakebauch ist; das scheint Spiel- und Inszenierungsmethode zu sein, die sich mir weiter nicht erschließt, was damit bezweckt und und was damit erzählt werden soll.

Der Protagonist ist wohl der Filmfreund des Bräutigams der Schwangeren, das will eine Szene an einer Kletterwand klarmachen. Es soll ein Hochzeitsfilm werden mit der Hochzeitsfeier in einer Scheune bei Bauerns auf dem Lande. Vielleicht spielt da die Filmförderung des einen oder anderen Bundeslandes eine Rolle. Auch Bayern ist beteiligt, weil dort noch ein Nachdreh stattgefunden hat, wie dem Abspann zu entnehmen ist.

Als zur Klärung des Grundplots wenig hilfreiche Nebenhandlung soll der Protagonist noch seine Chefin, einer auffällig – die Kamera scheint das noch zu betonen – gesichtskorrigierten Darstellerin, bei einer Scheidungssache von ihrer lesbischen Lebensgefährtin vertreten. Das wird zu einer Szene vor Familiengericht führen, bei der keinerlei realistische Intention zu entdecken ist. Aber wieso? Was wollen die Filmemacher uns damit erzählen?

Ab und an ist die Absicht zur Komik durchaus erkennbar, aber dass sie zu Herzen gehen würde, so umgesetzt ist sie nun auch wieder nicht; zB wenn der Protagonist die Hochzeitstaube ungewollt aus ihrem Korb befreit und der Hund sie schließlich erledigt, so ist das eine starke, wenn auch keine neue Idee, aber sie zündet nicht; hierfür dürften die Gründe im Narrativ des Filmhandwerklichen liegen; genau so passiert es später mit der Papiertaube bei der Hochzeit. Das sieht sehr nach verschenkten Gags und Ideen aus bei allzu stark auf Effekte fixierter Regie.

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