Nur Särge dürfen die Grenze passieren,
die Grenze zwischen Südlibanon und Israel. Das sind von den gespenstischsten Szenen in dieser von Michael Boganim mit großem Kinoatem erzählten doppelten Familiengeschichte.
Es geht umd die Familie von Myriam (Sarah Adler) und diejenige von Tanya (Zalfa Seurat). Es ist eine Geschichte, die sich über 30 Jahre erstreckt. Sie fängt an 1984 mit der Besetzung des Südlibanons durch Israel. Tanya ist hier noch ein Mädchen (gespielt von Maayane Elfassy Boganim), während Myriam aus Frankreich zugezogen ist und gerade ihren Sohn Gil (später als Erwachsener gespielt von Noam Bokobza) zur Welt bringt.
Der Vater von Tanya ist ein libanesischer Kollaborateur und geht im Haus der Familie von Myriam ein und aus. Es wird bei Myriams Französisch gesprochen, da sie Jüdin französischen Ursprungs ist; später wird sie sich fragen, wieso sie hierhergezogen ist. Die Familie von Tanya ist arabischstämmig.
Der Film beschreibt ganz genau die Probleme, die sich in einer Welt im Kriegszustand ergeben, wie im Südlibanon um 1984. Aber die Bomben hören nicht auf in 2000 und auch 2006, dem letzten Jahr, in dem der Film Station macht.
Es ist ein Leben in ständiger Gefahr, in ständiger Angst um die Liebsten, in ständigem Misstrauen dem Nächsten gegenüber, man weiß nie, auf welcher Seite jemand steht. Und dann stirbt wieder eine Mutter durch eine Rakete.
Urplötzlich muss man fliehen, weil der Südlibanon von der israelischen Besatzung befreit wird. Es stellen sich Zukunftsprobleme für die Jugend. Gil könnte als junger Erwachsener an der Sorbonne studieren. Mutter favorisiert das, aber in Israel ist der gesellschaftliche Druck, zum Militär zu gehen, enorm.
Krieg ist etwas ganz Furchtbares, das zeigt dieser Film einmal mehr, die meisten Menschen wollen keinen Krieg und sie könnten doch so friedlich zusammenleben. Und trotzdem gibt es den Krieg. Irgendwer scheint immer auch den Krieg zu wollen. Sonst gäbe es ihn ja nicht. Und man schaut nur fassungslos auf das Phänomen, wie Menschen sich töten, sich die Häuser kaputt machen, wie sie sich das Leben schwer machen, wie er Familien auseinanderreißt und in tiefstem Misstrauen spaltet.
Trotz all dem Krieg gibt es idyllische Szenen am Meer oder an einem Bergbach, es gibt direkt groteske Szenen, wenn die erwachsene Tanya auf einem kleinen Rastplatz ihr Bier bestellt und unbewegt aufrecht am Tisch sitzt, während andere Menschen, auch ihre Begleiterin Myriam – das Schicksal schweißt die beiden Frauen plötzlich zusammen – ängstlich am Boden neben dem Tisch oder dem Auto kauern, weil Raketen durch die Luft fliegen.
Das weiße Kätzchen, das Tanya von ihrem Kinderfreund Kamal 1984 geschenkt bekommt, nennt sie Beirut. Nicht nur, dass auch seither im Nahen Osten kein Frieden eingekehrt ist, nein, jetzt haben wir sogar seit bereits weit über einem Jahr einen Krieg fast mitten in Europa. Will denn das alles kein Ende nehmen.