Das Versprechen

Günstige Kinoreise

Wer eine Karte für diesen Kinofilm besorgt, erhält im Gegenzug für die wenigen Euro eine Reise, die, selbst wenn er sie finanzieren könnte, so nicht mehr machbar wäre, denn der Protagonist des Filmes ist im Januar dieses Jahres verstorben.

Es handelt sich um eine Reise durch die Reise-Architektur des indischen Architekten BV Doshi.

Das mit der Reise-Architektur bringt er selber auf in einer der vielen Szenen, in denen er an seinem Zeichentisch in seinem Büro in Ahmedabad sitzt und nachvollzieht, wie er Häuser entworfen hat.

Zuerst sind da die Räume, denn die sind für die Menschen da, die sollen Freiräume sein, dann kommen Säulen hinzu und erst dann skizziert er da und dort noch Wände oder Ansätze zu Wänden, denn Licht und Luft sind unabdingbare Elemente seiner Architektur, die trotzdem nie luftleicht, sonder manchmal sogar betonschwer wirkt.

Es ist eine Architektur mit vielen Treppen, die im Alter, wie ein Auftritt seiner Frau zeigt, auch mal beschwerlich zu begehen sind, besonders, wenn nach eine Wendung kein Geländer mehr da ist. Das war‘ s dann aber schon mit allfälliger Kritik in diesem Film von Jan Schmidt Garre (Fuoco Sacre).

Allenfalls noch der Hinweis auf die Vergänglichkeit: wie der greise Architekt eine Gebäulichkeit von früher besucht, die heute verlassen, überwuchert und mit Müll verschönt da liegt, besucht, gibt der Filmemacher die Info in den Film, dass der Protagonist im Hohen Alter noch den Pritzkerpreis für Architektur erhalten habe. Aber das ist, wenn schon, eher eine Kritik am Preis.

Der Film ist eine Reise durch Leben und Karriere des Architekten, der kein Studium beendet hat, der lediglich bei Corbusier lernte, auch als Überwacher von Projekten in Indien, und der dann selber eine Architektur-Akademie gründete. Hier wird er wie ein großer Guru empfangen und setzt sich zum Gruppenbild mitten unter die Studenten in der Arena, die zum Gebäude gehört, und wie er sie gerne in seiner Architektur einsetzt.

Um die Innenräume der Doshi-Gebäude als Räume für Menschen besser zur Geltung kommen zu lassen, schneidet der Filmemacher immer wieder laute Szenen aus dem indischen, überlaufenen Straßenverkehr.

Es ist ganz klar ein Verehrungsmovie, aber der Film verzichtet auf Talking Heads, außer dass er dem Protagonisten die Bühne überlässt, der hier vielleicht so etwas wie ein Vermächtnis vorbereitet. Seine Architektur, die er auch flüssige Architektur nennt, soll eine Entdeckungsreise sein als Antwort auf die Frage, wer wir wirklich sind. Das wird besonders plastisch und verständlich bei der Besichtigung einer Schule, die der Architekt früh schon entworfen hat, sie wird bei vollem Betrieb gezeigt, wie die Schüler Räume und Gärten nutzen.

Ein Kuriosum ist die Villa für einen reichen Inder, der eine Rutsche vom Schlafzimmer in den Pool im Garten wünschte.

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