A Haunting in Venice

Ein Kenneth-Branagh-Film

Was heißt das: ein Kenneth-Branagh-Film? Logo, ein Film von Kenneth Branagh. Wer ist Kenneth Branagh? Als wen er sich herkunftsmäßig selber sieht, beschreibt er in seinem autobiographischen Film Belfast.

Kenneth Branagh ist berühmt geworden als Spezialist für Shakespeare- und Agatha-Christie-Verfilmungen. Er gilt hier als die Kapazität und wird als solche verehrt. In dieser Funktion ist er als Filmemacher verlässlich. Keine Experimente, kein Zeitgeist; das Theater als handwerklicher Hintergrund. Er zelebriert die Werktreue, das Dialogkino, das Schauspielerkino gepaart mit gepflegter Sprechschauspielerei.

Zudem ist – auch hier in seinem neuen Film – zuverlässig zu erwarten, dass Schauspieler, die Text haben, auch im Bild sind. Wenige Texte kommen aus dem Off. Die Kamera nimmt diese gerade im Interesse stehenden Schauspieler am liebsten frontal und auf Augenhöhe auf.

Wenn es sich um einen Film in einem Spukhaus handelt, wie hier nach dem Krimi „Halloween Party“ von Agatha Christie, dann reduziert Branagh das Spukhafte mit der Kamera auf schräge Perspektiven oder lässt die Kamera sich auch mal drehen – zwischen den Dialogen.

Ganz am Schluss, wenn Hercule Poirot, den er selber spielt, den Fall gelöst hat, befreit sich die Kamera und hebt zu einem wunderschönen Drohnenflug über der Lagunenstadt Venedig an; erlöst den Zuschauer von der engen Kinovorstellung des Kenneth Branagh und entschädigt den einen oder anderen vielleicht für die allzu brave, allzu konventionelle Inszenierung mit einem inzwischen doch recht müde wirkenden und uninspirierten Poirot, dessen Schnauzerveränderungen von Szene zu Szene noch zum Aufregendsten gehören.

Der Film spielt 1947, Poirot ist bereits im Ruhestand, und den wünschte man sich dem Darsteller baldmöglichst auch von der Leinwand. Er gerät in ein Spukhaus, das eine Kinderparty veranstaltet, und anschließend in eine Seance mit Todesfolge. Damit Poirot wirken kann, darf anschließend keiner das Haus verlassen, bis der Fall gelöst ist. Damit die Zuschauer nicht einschlafen, baut der Regisseur in unregelmäßigen Abständen akustische Knalleffekte ein.

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