Der Deutsche Filmpreis will es besser machen. Funktioniert das?

2023 geriet der Deutsche Filmpreis einmal mehr in die Kritik, weil Roter Himmel von Christian Petzold nicht berücksichtigt worden ist.

Jetzt hat die Deutsche Filmakademie e.V. ein verändertes Konzept zur Verteilung des Deutschen Filmpreises und des damit verbundenen stattlichen staatlichen Preisgeldes vorgelegt.

Der Deutsche Filmpreis soll amerikanischer, oscarähnlicher werden. Oh Ambition! Kurz zusammengefasst: eine erste Filterstufe durch ein kleines Gremium soll wegfallen und die Gewerke dürfen schon früher überall mit abstimmen.

Die erste Stufe ist jetzt eine, bei der jedes Akademiemitglied 10 Filme per Los zugeteilt bekommt, die es sichten muss. Wenn ich das richtig verstehe, soll so gewährleistet sein, dass der Preis präziser die Meinung der um die 2000 Akademiemitglieder wiedergibt. Von außen ist schwer abzuschätzen, wie weit so gegen Beeinflussungsversuche hinter den Kulissen vorgebeugt werden kann.

Das Grundproblem aber lässt die Neuordnung außer Acht. Es ist das, was hier an dieser Stelle schon als Der dümmste Filmpreis der Welt kritisiert worden ist, dass es der Preis der Innung der Filmleute ist, dass er aber wie ein Staatspreis daherkommt, indem der Staat – aktuell in der Person der Kulturstaatsministerin Claudia Roth – 3 Millionen Euro Preisgeld zubuttert, ohne ein Wörtchen mitzureden; mithin führt sich der Preis so auf, als sei er ein staatlicher Preis; während der Staat aber die Katze im Sack kauft, auf ein Mitspracherecht verzichtet. Ungute Gemengelage, die dem Preis wenig Legitimation verschafft. Diese enge Verbandelung mit dem Staat durch das Preisgeld lässt die Deutsche Filmakademie wenig selbstbewusst und wenig selbständig erscheinen. Diese Staatsnähe macht den Preis so unappetitlich.

Das ist der gewaltige Unterschied zum Oscar, und was diesen wohl so wichtig gemacht haben dürfte: seine Staatsferne: er ist ein reiner Gildepreis, der Preis der Filmschaffenden. Dass der deutsche Filmpreis diese Staatferne nicht hat, diesen Makel wird er also auch weiterhin mit sich herumtragen.

Wieweit jedes der deutschen Akademiemitglieder wirklich zehn deutsche Film anschaut in seiner Freizeit und ernsthaft evaluiert, darf überdies als offene Frage stehengelassen werden. Und dann müssen ja alle nominierten Filme von sämtlichen Vereinsmitgliedern der Akademie auch noch gesichtet werden. Haben alle Stimmberechtigten genügend Zeit dafür? Die Versuchung der Einflussnahme hinter den Kulissen dürfte somit nicht gebannt sein. Viele Akademiemitglieder sind doch gut beschäftigt.

Fazit: der schlimmste Konstruktionsfehler des Deutschen Filmpreises wird mit der Reorganisation nicht eliminiert, er bleibt erhalten, womit der Deutsche Filmpreis weiterhin bleibt, was er seit 20 Jahren ist: der dümmste Filmpreis der Welt. Somit allenfalls von Interesse für Marginalisten.

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