Das Pferd als Schicksal
Jean-Claude ist nicht Jean Claude, sondern Zoé, die sich in Auflehnung gegen ihr Schicksal einmal so nennt. Ihr Schicksal ist das Pferd, sind die Pferde.
Dieses Schicksal fängt in einer hochdramatischen Szene 2001 in einem Gestüt in der Normandie in einer Pferdekoje an: das Pferd bringt ein Fohlen zur Welt und die hochschwangere Marie (Mélanie Laurent) Zoé. Papa Philippe tut sein Bestes. Das Pferd als Schicksal könnte deutlicher nicht werden.
Das Ehepaar baut das Gestüt auf, ist aber von Anfang an auf den verständnisvollen Investor Cooper (Danny Houston) angewiesen. Bei ihm ist zu lernen, was Langmut bedeutet. Zoe selbst wird als Mädchen Zeugin der Geburt von Sturm. Dies wird ihr Schicksalspferd.
In einer denkwürdigen Parallelmontage zwischen einem Pferderennen und einem Sturm über dem Gestüt ihrer Eltern, wird es zu einem folgenschweren Unfall zwischen ihr und dem Pferd kommen, schwerer Schicksalsschlag und gleichzeitig Spoiler: Zoé wird querschnittsgleähmt. Zoé wird nicht wie andere Protagonisten – aus Dokumentarfilmen wie Rosy oder Kilimandscharo – diesmal auf Krücken – sich mit aller Willenskraft gegen die niederschmetternde Diagnose der Schulmedizin kämpfen; sie lässt sich hängen; fatalistisch.
Zoé hat aber Menschen, die sie ermuntern und unterstützen und in entscheidenden Momenten doch auch immer wieder das Pferd selber; was allerdings nie süßlich oder kitschig als Heilsbringer inszeniert wird, wie so gerne in deutschen Pferde-Mädchen-Filmen.
Der Film von Christian Duguay, der mit Lily Fogli auch das Drehbuch geschrieben hat, kommt eher wie eine spannende Langzeit-Reportage denn wie ein Feel-Good-Movie daher, recht prosaisch und baut auf den letzten Metern einen ungeheuren Nervenkitzel auf, indem er den Film zu etwas macht, was er so nie hat sein wollen: ein Pferderennfilm.