Faszination Zombies: „Films of the Dead – Das Buch der Zombiefilme“

Was fasziniert uns Lebenden oder gar uns lebendig Toten so sehr an den Zombies?

Dass wir ein Ebenbild unserer selbst verspüren: Wesen, die nicht richtig zum Leben kommen, die aber auch nicht richtig tot sein können? Dieser vollkommen dumpfe, amorphe und unaufhaltbare Bewegungsdrang; diese Unfähigkeit zu Kommunikation.?

Diese Parallele zum Stumpfsinn von Terrorherrschaft und insofern von Natur aus ein hochnotpolitischer Topos?

Gleichzeitig der Traum von der Ewigkeit, vom ewigen Leben, mindestens ein 1000-jähriges Reich sollte es schon sein (wobei dieses dem Amorphen einen ausgetüftelten Parade-, Präsentier-, Bürokratie- und Formwillen hinzugefügt hat).

Wie sich in der Bewegung eines jeden Menschen überhaupt Zombihaftes findet – vielleicht im Extremfall des performenden klassischen Ballettänzers nicht, der es schafft mit eiserner Disziplin, alles Zombiehafte seines Körper verschwinden zu lassen – für einige performative Hochkonzentrations-Momente wenigstens; womit die Themen Willen und Freiheit gegen das Zombitum in Stellung gebracht wären.

Es wäre vielleicht spannend, sich mit einem Psychologen zu unterhalten. Auch wäre sicher spannend, zu eruieren, wann die Zombies überhaupt wichtig wurden für die Menschen. Wirklich erst mit dem Kino in den 60ern? Mit der NACHT DER LEBENDEN TOTEN von Romero? Sind Zombies kulturelle Neophyten, die erst durch das Kino überhaupt und dann durch das Kino der 60er Jahre entstanden sind? Geschöpfe im Gefolge der Massenvernichtungskriege im 20. Jahrhundert?

Erhellendes zu diesen und ähnlichen Fragen kann jetzt FILMS OF THE DEAD – DAS BUCH DER ZOMBIEFILME von Renatus Töpke, erschienen im Mühlbeyer Filmbuchverlag, beitragen. Das ist kein systematisch-wissenschaftliches Werk, keine Enzyklopädie – das wäre ein Fass ohne Boden.

Töpke geht seinem Thema nach anhand einer Sammlung von Texten zu 154 Zombiefilmen. Er lässt sich subjektiv von seiner Begeisterung für das Genre und sein Hintergrundwissen leiten.

Dreh- und Angelpunkt sind die Romero-Filme, die selbst wiederum eine ganz eigene Pointe zur Geschichte der Zombiefilme beitragen. Ein dusseliger Assistent hatte vergessen, das Copyright-Zeichen im Film DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN anzubringen: wodurch dieser Ur-Zombiefilm vom ersten Tag an frei war für Imitate, Weiterentwicklungen und wohl unversehens eine Invasion weiterer Zombiefilme ausgelöst hat.

Nebst den Texten zu den Filmen gibt es eine Anzahl Interviews mit Zombiefilmmachern. Die Texte selbst bestehen aus deskriptiven Ansätzen, was immer wieder das Zombitum im Plot ausgelöst hat, von der Hautverpflanzung bis zum Meteoritenschwarm oder einer misslingenden Initiationsprüfung, aus produktionstechnischen Hintergrundinformationen und Anekdoten sowie aus ganz subjektiven Kommentaren des Autors.

Zombihaft scheint allerdings das Schlussredaktionsdepartment des Verlags großzügig über jede Menge Druck- und Schreibfehler hinweggesehen zu haben.

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