Hoffnung Kino
Talib Shah Hosini ist ein afghanischer Theater- und Filmemacher. Er flieht vor den Taliban, die ihn bedrohen, mit seiner Frau und den drei Töchtern über Iran, die Türkei nach Griechenland; denn auch seine Frau ist mit ihrem Frisiersalon den Taliban ein Dorn im Auge.
Familie Hosini landet im berühmt-berüchtigten Flüchtlingslager Moria der Insel Lesbos.
Talib will das Filmemachen nicht aufgeben. Mit einem iranischen Kamermann will er mit anderen Flüchtlingen einen Film inszenieren, der die Lage in dem Lager schildert und so die Welt über das Kino darauf aufmerksam machen kann.
Talib Shah Hosini wiederum ist der Protagonist dieser Dokumentation von Lina Luzyte. Sie filmt bei den Dreharbeiten, sie ist im Lager dabei. Wobei die Gefahr des Traummediums Kino immer die ist, dass die Bilder die Wirklichkeit vielleicht schöner schildern, als die Betroffenen sie emfpinden; denn sie erwecken für uns Europäer auch den Eindruck von Sommersehnsüchten mit Camping im Olivenhain und Nähe zum Meer.
Lina Luzyte lässt aber auch Personen im und um den Film herum ihre Lage schildern, die Angst vor der Ablehnung des Asylgesuchs, die Angst davor, zuurückgeschickt zu werden, auch die Angst davor, dass der Aufenthalt in dem Lager unendlich lange dauern würde, da offenbar prinzipiell Anträge abgelehnt werden.
Die Hoffnung Kino, die Hoffnung etwas erträglich zu machen, etwas glaubwürdig geschildert zu bekommen, die erfüllt sich beim Screening unter offenem Himmel im Lager. Hier sieht man nur strahlende Gesichter. Der Film gibt dem Menschen einen Wert zurück, wenn er angemessen geschildert wird; das zeigt, wie stark Kino sein kann.
Andererseits ist der Hoffnung, durch den Film die Weltöffentlichkeit auf das Lager und die Unmenschlichkeit im Zusammenhang damit aufmerksam zu machen, ein strafrechtlich relevanter Fakt zuvorgekommen: der Brand des Lagers mittels Brandstiftung macht 2020 weltweit Schlagzeilen. Es folgt die sofortige Räumung und tatsächlich eine Beschleunigung der Asylverfahren.