„Der erfolgreichste Film aller Zeiten in der Ukraine“
– warum nicht mal ein Geschäftsargument für einen Film anführen?
Ukraine, ein Land, das von einem ignoranten Aggressor brutal angegriffen und seit über einem Jahr in den Kriegszustand gezwungen wird. In so einer Stresssituation mag ein Land besonders sich an den eigenen Mythen hochranken.
Es ist das klassische, ukrainische Theaterstück „Waldlied“ von Lessja Ukrajinka, das von Yaroslav Vyotsheshek und Jeffrey Hylton zu einem hollywood-tauglichen Drehbuch aufgebürstet und von Oleh Malmuzh und Oleksandra Ruban aus dem Vollen eines reichhaltigen Filmmärchenfundus schöpfend inszeniert wurde.
Es sind die alten Menschheitsthemen, die sich zum Konflikt ranken. Die Gierfrau, die Unternehmerin mit ihrem Adlatus von Möchtegern-Modezar, die sich die Welt und den Wald untertan machen möchte, die den Menschen Reichtum ohne Arbeit verspricht, die den Wald niederwalzen und niederbrennen will und Kritik nicht ertragen kann, reine Seelen schon gar nicht.
Es sind die menschlichen Figuren, bei denen es dann plötzlich heißt, dass Krieg sei. Auf der Seite der Natur stehen die Naturwesen, die Feen, Mavka, die zur Hüterin des Waldes mit besonderer Macht erkoren wird; die sich in den Menschen Lukas verliebt. Dessen Geheimnis wiederum ist die Musik, ist die Flöte, die sich zur Magie aufschwingen kann. Ausgerechnet Lukas soll für die Unternehmerin Kylina ein geheimnisvolles Blatt aus der geheimen Waldwelt beschaffen. Ihre beiden grobschlächtigen Bodyguards begleiten ihn.
Die Stärke des Blattes zeigt sich als Heilmittel bei Lukas Onkel Leo, bei dem plötzlich nichts mehr von sterbenskrank zu spüren ist. Um die Protagonisten herum wuselt eine Wunderwelt an Waldwesen und Waldschrats, an Fröschen und Vögeln, wie sie die Märchenwelt liebevoller und bunter nicht erfinden kann.
Der Film scheint im Gegensatz zu so vielen überbordenden Hollywood-Märchen-Blockbustern individueller, persönlicher, witziger und auch anrührender, nicht ganz so glatt gebürstet. Das große Thema der Menschenwelt ist nach wie vor der Verrat. Aufgelockert wird die Geschichte zwischendrin mit einem Jahrmarkt oder auch mit ukrainischer Folklore.