Kilimandscharo – Diesmal auf Krücken

Atemtechnik

Das Blut mit genügend Sauerstoff versorgen, wenn der knapp ist. Das ist Atemtechnik. Atemtechnik ist Willenstechnik.

Was der Mensch damit alles erreichen kann demonstriert in diesem Film von Michael Scheyer der Bergfex Thomas Lämmle. Der hatte, wohl erst als zweiter Mensch nach Reinhold Messner, 8000er ohne Sauerstoffgerät bestiegen, gleich zwei Stück hintereinander, ohne damit groß Aufsehen zu erregen.

Mehr genützt hat ihm seine Atem- und Willenstechnik allerdings nach einem schweren Gleitschirmunfall im August 2020. Die Diagnose der Schulmedizin lautete nach der Reha: Rollstuhl. Aber nicht für den Allgäuer Lämmle. Der war früher schon über 60 Mal auf dem Kilimandscharo. Er hat dort eine nachhaltige, touristische Infrastruktur aufgebaut. Träger sind Pflicht. Und die haben bei ihm ein sicheres Auskommen.

Wie Lämmle feststellt, dass er mit Krücken wieder gehen kann, auch wenn der linke Fuß noch ohne Gefühl ist, lockt ihn der Kili, wie der höchste Berg Afrikas hier immer wieder liebevoll genannt wird.

Mit einigen Menschen aus dem Allgäu plant er eine Tour, eine der ersten nach Covid. Einer aus der Gruppe ist Michael Scheyer, der diese mehrtägige Bergwanderung und Besteigung wie ein Videotagebuch spannend aufgezeichnet hat. Dabei ist viel zu erfahren über die Atemtechnik, über Akklimatisierung, über den Umgang mit den Kräften.

Der Film ist vieles in einem. Er ist ein packendes Roadmovie über diesen Aufstieg. Er ist eine Lektion in Atem- und Tourengeh- und Akklimationstechnik. Und er liefert einen Beweis dafür, was ein Mensch mit eisernem Willen, der immer wieder gegen den Schmerz kämpft, erreichen kann und dass die Schulmedizin mit ihren Negativdiagnosen lange nicht immer richtig liegt. Zudem ist der Film ein sympathisches Potträt dieses Bergsteigers – mit einem Blick in sein Archiv – und ist zudem ein schöner PR-Streifen für geführten Exkursionen in dem afrikanischen Naturschutzgebiet. Merke: für so eine Besteigung entscheiden nur über 30 Prozent die Füße, über 70 Prozent der Kopf!

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