Fucking Bornholm

Bienchen und Blümchen

Diese Review fängt mit einem kleinen Spoiler an, also der erste Abschnitt verrät etwas, das im Film allderdings auch bald schon aufgelöst wird.

Früher ging Aufklärung noch über die Erzählung von den Bienchen und den Blümchen. Heute guckt der 10-Jährige auf den Computer des Papas, sieht was eine Frau mit seinem Penis macht und bittet im Sommercamping auf Bornholm seinen ebenfalls zehnjährigen Freund, seinen Penis in den Mund zu nehmen. Der ist am nächsten Tag wortkarg.

Mama Maja (Agnieszka Grochowska) – nicht die Biene – bekommt das mit, ist höchst alarmiert. Papa Hubert (Maciej Stuhr) sieht das lockerer und meint, die Kinder müssten das doch ausprobieren. Aber da Mama Maja ein Kontrollfreak ist und die Entwicklung der Kinder im Auge haben möchte, auch wenn es um Intimitäten geht, was vielleicht doch hinterfragt werden sollte, dringt sie in die Kinder und bohrt, bis sie die oben gespoilerte Geschichte ihnen aus der Nase gezogen hat.

Damit ist der Kinderteil der Story, die Regisseurin Anna Kazejak mit Filip K. Kasperaszek geschrieben hat, vorbei: jetzt schwappen die Irritationen des Coming-of-Age der Kinder auf die Erwachsenen über. Vielleicht hatte Maja es damals noch mit der Biene und dem Blümchen vermittelt bekommen. Hubert scheint ihre erste und einzige Liebe gewesen zu sein. Die Enttäuschung über die Computerfilmchen ist groß, löst Emanzipationsdrang in Maja aus.

Das befreundete Paar ist Nina (Jasmina Polkas) und Dawid (Grzgorz Damiecki), wobei Nina im Vergleich zu Maja die lockerere ist. Sie nimmt sie mit in die Disco. Dort wartet der abenteuerlustige Mikkel (Magnus Krepper). Fast möchte man meinen, die wundersam nordisch lichtdurchflutete sandig-gestrüppige Insel Bornholm spielt die Hauptrolle, in deren Dünen die Protagonistenpaare ihre Camping-Wagen abgestellt haben, direkt hinter dem Meer.

Hier können sich die Konflikte wunderbar entwickeln und selbstverständlich ist nicht die Insel „fucking“, sondern es ist das Coming-of-Age, die Pubertät, die – wie auch hier wieder ersichtlich – die Erwachsenen offenbar härter drannimmt als die Pubertierenden selbst, die erst mal ohne große moralische Belastung mit der Morgenlatte konfrontiert werden.

Derweil können die erwachsenen, polnischen Protagonigsten lernen, was die dänische Hygge ist, im Gegensatz zur vorgeschobenen Begriffsstutzigkeit, wenn es um das Heranwachsen und geschlechtliche Reifen der eigenen Kinder geht.

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