Orphea in Love

Ich hab da so eine Idee
zum Orpheus und Eurydike-Thema,

so ungefähr könnte sich Autor und Regisseur Axel Ranisch an Filmförderer und Fernsehradakteure gewandt haben, wie das Orpheus-Motiv, das sich schon in x Opern und Musikwerken findet, modern umgesetzt werden könnte.

Und, besonders originell, ein gewisse Umkehrung, hier ist eben die Frau die Sängerin und muss singen, damit ihr Geliebter Kolya (Guido Badalamenti), der bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen ist, wieder aufersteht.

Durch eine gewisse Tür muss sie gehen; das erinnert an den Film Suzume; macht aber auch auf den gravierenden Unterschied aufmerksam, wie poetisch vieldeutig der japanische Anime-Film ist im Vergleich zur Holzhammer-Tür hier, die wie aus einem Operettenfundus gefallen scheint.

Die Idee, die Axel Ranisch gesponnen hat, geht so:
Orphea heißt Nele (Mirjam Mesak) und ist Studentin aus Estland. Sie arbeitet in einem Call Center als Telefonistin und im Theater als Garderobiere. Sie wird Opfer des Anmachtänzers Kolya am Prinzregentenplatz (mit Sicht auf die ehemalige Wohnung von Hitler), der mit einer Knallchargenalten (Ursula Werner) Passanten beraubt.

Kurz gefasst wird sich zwischen Nele und Kolya unsterbliche Liebe einstellen. Dazwischen pfuschen ein ebenfalls als lieblose Knallcharge gezeichneter Agent (Heiko Pinkowski), genau so wie die Chefin des Call-Centers.

Der Film bedient sich bei den verschiedensten abendländischen Orpheus-Werken; schafft es aber nicht, das Unsterbliche an der Liebe und an der Kunst zu vermitteln. Dadurch, dass manche Figuren als lieblose Knallchargen fungieren, werden die anderen nicht unbedingt poetisch, erotisch, verzaubernd, ein wohl elementarer Bestandtteil dieser Geschichte, die doch von der Macht der Musik – und damit von der Kunst – handelt.

Hier wird banalisiert. Hier werden Ideen gewälzt, an denen sich zusammen mit Axel Ranisch als Drehbuchautoren noch Sönke Andresen und Denis Pauls beteiligten, als Dramaturgen mischten Cornelia Ackers und Rainer Karlitschek mit und als verantwortliche öffentlich-rechtliche Redakteure dürften Theresa März und Monika Lobkowicz ihren Mist dazu beigetragen haben, so dass das Resultat nach dem berühmten Spruch von den zu vielen Köchen kommt.

Von der Kulisse her wanzt sich der Film romantisierend an die Graffiti-Kunst in einer Unterführung ran (für einen Balztanz des Taschendiebes und Rückgabe der Börse), an aufgelassene Bahngelände und Industriebrachen. Und er schreckt nicht davor zurück, das ganze Orpheus-Kuddelmuddel mit einer Art Parodie auf den Elvis-Nummernzirkus von extremer Beliebigkeit anzureichern.

Dem Dieb Kolya fehlen allerdings Sensibilität, Anmut und Poesie der Bewegungen einer Cocteaufigur.

Geliebt wird gremienkompatibel jugendfrei und züchtig

Wenn man vergleicht, wie ein Tobias Kratzer in Berlin die an sich als schwacher Abklatsch des Rosenkavaliers geltende Arabella von Strauß/Hofmannsthal hochintelligent zu Kultpotential gebürstet hat, so wirkt das hier provinziell-biederlich.

Vertrag: your voice for his life… are you really strong enough?

Der Film pflegt sich länglich in Einzelarien zu suhlen. Trotzdem, neue Einsichten zu dem Thema hat er nicht zu bieten.

Es fehlt die Poesie, das Traumhafte, die Kraft, die träumen macht, die Erotik, die Seite des Sensibel-Künstlerischen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert