Lust aufs Land – Bayerische Hofgeschichten (BR, Montag, 22. Mai 2023, 20.15 Uhr)

Jeden Tag zwei Stunden im Mist stehen,
und zwar jeden Tag! –

diese Aussage eines der Protagonisten dieses Filmes von Michael Gärtner unter der redaktionellen Betreuung durch Matthias Luginger stößt einem erst auf, wenn man sich fragt, warum die Glücksbotschaft des Filmes musikalisch dermaßen fett überhöht wird.

Diese weckt erst Zweifel an der so süffigen wie verführerischen Hochglanzpräsentation von zwei Modellen moderner Landwirtschaft. Dazu passt, dass schlechtes Wetter, Klimaveränderung und Naturkatastrophen praktisch ausgeblendet werden.

So lautet auch der Titel, der will dem Zuschauer Lust aufs Land machen, sei es, indem er selber das Landwirten für sich überlegt oder indem er als Feriengast sich in einem Hof im Allgäu einquartiert oder indem er in Passau in das Restaurant geht, wo „Farm to Table“ praktiziert wirt: direkt vom Hof auf den Teller.

Die beiden Höfe, die die BR-Redaktion zum Vergleichen ausgesucht hat, liegen einmal im Allgäu und einmal in Niederbayern. Vielleicht steckt da Proporzdenken dahinter. Im Allgäu bewirtschaftet ein junger Mann und Familienvater seinen geerbten Hof in einer Kombination aus High-Tech und biologisch. Der kann per Remote Control verfolgen, ob die Kühe, die ein Melkrecht haben, selbständig sich in den sich selbst desinfizierenden Melkroboter begeben und wieviel Milch sie gerade liefern.

Dieser moderne Landwirt muss nicht täglich zwei Stunden im Mist stehen, dafür setzt er einen Mistkehrroboter ein, der automatisch und regelmäßig agiert. Dafür bereitet dem High-Tech-Landwirt das Geld immer mal wieder Kopfzerbrechen, da er Investitionen getätigt hat und dadurch finanzielle Verpflichtungen schultern muss, die sich gleich bleiben, auch wenn der Milchpreis fällt.

Für die beiden Landwirte in Niederbayern, die sich mit dem gemeinsamen Selbstversorgerhof ihren Lebens- und Partnertraum erfüllen, fällt immer schwerer das Alter ins Gewicht, die abnehmende Leistungsfähigkeit; aber sie planen, ihre Landwirtschaft und ihr Restaurant an zwei junge Syrer, Flüchtlinge, zu übergeben, die sich schnell eingearbeitet haben.

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