Wer ihn noch nicht kannte,
der kann ihn hier kennenlernen, den authentischen, melancholischen, aufrechten, unverbiegbaren Sänger Hans-Eckardt Wenzel in dieser Dokumentation von Lew Hohmann unter redaktioneller Betreuung von Jens Stubenrauch (rbb) und Thomas Beyer (MDR).
Dass ihn nicht jeder kennt, obwohl er schon Jahrzehnte im Musikgeschäft ist, liegt wohl an seinem Charakter, dass er nicht Dinge tut, nur um der Karriere willen, sondern, dass er das tut, was er für wichtig hält, dass er die Texte schreibt, die ihn beschäftigen; dass er in der DDR nicht Systemopposition betrieben hat, sondern mit Clownerien die Kritik, ohne ins Messer zu laufen, anzubringen wusste und sehr wohl auch verstanden worden ist darin.
Vielleicht liegt es auch am Genre der Musik, die, wenn man hier Konzertmitschnitte sieht, gerne in Richtung Volksfest tendiert.
Andererseits hat er eine internationale Seite, um die ihn manch deutscher Sänger beneiden dürfte: das ist der Kontakt zu Arlo Guthrie, mit dem zusammen er Konzerte gegeben hat, mit dem er in Amerika in Nashville auftreten durfte und im Archiv von Arlo machte er Funde, die er musikalisch umsetzte.
Der Film ist ein Doku mit Talking Heads, mit Besichtigung früherer Wirkungsorte, mit Songs, Archivmaterial bis in die DDR-Zeiten. Ein Thema sind seine Frauen, seine Kinder. Seinen jüngsten, etwa 10 Jahre alten (Stief?)Sohn lässt er bereits im Konzert auftreten. Covid spielt eine Rolle. Eine künstlerische Krise mit Zusammenbruch führte ihn von der DDR nach Nicaragua, wo er als als Krankenwagenfahrer gearbeitet hat.
Am meisten am Herzen liegt ihm sein eigenes Kamp-Festival. Das nächste Kamp Open Air ist bereits angekündigt. Der Film selbst ist selbstverständlich auch ein Promotionsprodukt für den Sänger, der mehr mit seinem Einsatz, seinem Engagement, seiner Ehrlichkeit überzeugt als mit seiner Stimme.