Adios Buenos Aires

Aufbrechen, um zu bleiben

2001 ist die ökonomisch-politische Lage in Argentinien katastrophal, es gibt Demonstrationen, Run auf die Banken.

In dieser Zeit siedelt German Kral (Ein letzter Tango), der mit Fernando Castets und Stephan Puchner auch das Drehbuch geschrieben hat, seinen Film an.

Julio ist seine Hauptfigur (leider sind bei IMDb die Darsteller nicht mit ihren Rollennamen aufgeführt). Dieser betreibt einen kleinen Schuhladen, den er von seinem Vater übernommen hat. Es ist nicht mehr davon zu leben. Er schmiedet Auswanderungspläne in Richtung Europa und Berlin, weil dort alles so viel besser sei. Töchterchen möchte nicht mit. Ein Crash mit einer Taxifahrerin beschädigt sein Auto, das er doch verkaufen wollte, um die Überfahrt zu finanzieren.

So ein Crash verbindet durch die Formalitäten, das kann sich hinziehen, bis Beziehungen entstehen. Aber auch bei der Taxifahrerin sind die Lebensumstände haarsträubend. Man muss sich durchwursteln in diesem Argentinien. Sie schlägt Ratenzahlung vor. Aber auch in der Autowerkstatt eines Musiker-Freundes passieren Dinge, die hier bei uns unvorstellbar wären, in Argentinien aber mit Lakonie quittiert werden: wozu braucht ein Auto einen Motor, wenn es schon keine Räder mehr hat. Räder haben in Argentinien die Eigenschaft, sich selbständig zu machen, leichter noch als Auswanderer.

Den positiven Input in diese wenig rosigen Lebensumstände bringt der einst berühmte, jetzt vergessene Sänger Tortorella. Die Band um Julio hat die Idee, ihn zu suchen und zu bitten, doch mit ihnen zu singen. Ein Unternehmen, das positiv verläuft und dem Film einige schöne Lieder bringt. Dieser illustrieren bestens die Stimmung, die der Film transportiert, als sei er aus einer anderen Zeit, in der ein anderes Tempo und andere Werte galten: die Werte anrührender Menschlichkeit, wenn schon aus der Wirtschaft nichts zu machen ist. Entfernt erinnert der Film an Mika Kaurismäki, der auch nie den Eindruck erweckt, als könne ihn irgendetwas zu irgendetwas drängen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert