Das Ende eines fröhlichen Dorfes
oder: Lakonie im finnischen Winter
oder finnisches Winterlandschaftskino
In zwei Kapiteln
Eine stilisierte Bildwelt mit einer Kamera im Sinne einer Postkartenwelt oder wie naive Malerei, wie Stand-Fotografie, Szenen aus dem finnischen Landleben in den Wäldern, wo der Holzschlag die Einkommensquelle ist.
Menschen in einer Bar, tanzen, Menschen, die Geburtstag feiern, auf dem gefrorenen See fischen, die die Idee haben, Existenzfragen zu diskutieren, Menschen, die im Bett liegen und Freud lesen, Impressionen von der Holzverarbeitung oder ein Paar mit Tabletts auf den Knien, das isst und auf dem Sofa TV schaut, eine Frau, die die Kirche sauber macht.
Finnisches Landleben erzählt reduktionistisch, die Menschen sind einfach da, kein Realismus, und haben ab und an ein paar Gedanken bis zur Existenzfrage, aber auch elementar menschliche wie:
betrügt mich meine Frau, Mutter ist krank im Spital, was die alles aus ihr herausgepumpt haben.
Themen wie Liebe, Tod, Krankheit, Betrug passieren die Leinwand im Zeitlupentempo, Steigerungen wirken umso spektakulärer, explosiver. Feuer kommt ins Spiel. Verlust von allem. Da kann die Geschichte schnell ins Groteske kippen – in weiterhin finnischer Lakonie.
Es folgt ein zweites Kapitel in diesem Film von Mikko Myllylahti (Drehbuch-Co-Autor von: Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki), das ist die neue Zeit, die Zeit nach der Waldarbeit. Jetzt werden industriell Minen ausgebeutet; die Arbeiter fahren im Konvoi, sie leben in modernen Wohncontainern.
Gegengewicht ist eine angedeutete Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen, dem Buben Thomas und dem Waisenkind, das jetzt den Frisörladen betreibt, kein Idealfall jugendlicher Schönheit; was den Liebesfunken des Knaben nicht abhalten kann. Und auch sonst gibt es Dinge, die sind mit Rationalismus nicht mehr zu erklären,
Es würde nicht überraschen, wenn beim Spinnen solcher Geschichten in langen finnischen Winternächten Alkohol oder gar erhebliche Mengen davon im Spiel gewesen wären; um die existenzielle Einsamkeit der Menschen, von der auch die Rede ist, zu überwinden; kann mit dem Rundumschlag vom Alltag bis zu spirituellen Phänomen an die Eingeweide gehen; es ist davon abzuraten, von einem finnischen Rationalismus zu sprechen.