Mediterranean Fever

Ein Israel-Film?
Ein Palästina-Film?
Ein pessoptimistisches Leben als Palästinenser in Israel?

Der Film von Maha Haj über den palästinensischen Autor Waleed (Amer Hlehel), der in einer nicht näher bezeichneten Ortschaft am Meer lebt, an der zwar nirgends israelische Flaggen – aber auch keine palästinensischen – wehen, wo aber nebst Arabisch an manchen Orten Hebräisch gesprochen wird; ist wohl ein fingiertes Israel, das reale erlebt aktuell gerade eine seiner größten Staatskrisen.

Dieser Film erinnert an das Theaterstück Der Pessoptimist von Emile Habibi , ein Stück das voller Selbstironie die verzweifelte Lage der Palästinenser in Israel beschreibt, ohne jede Anklage oder Parteinahme. Das Stück war in Israel sowohl auf Hebräisch als auch auf Arabisch ein Riesenerfolg gewesen.

Diese Haltung zu dem never-ending Konflikt könnte sich Maha Haj zu eigen gemacht haben; sie gibt das auch mit dem Anton Tschechow Zitat zu verstehen: „Was für ein schöner Tag, ich kann mich nicht entscheiden, zu trinken oder mich aufzuhängen“.

Waleed ist Autor, der seinen Erstling noch nicht geschrieben hat und unter Depressionen leidet. Er lebt mit seiner Frau Ola (Anat Hadid) und seinen Kindern Shams (Samir Elias) und der pubertären Nour (Cynthia Saleem) an einem angenehmen Nichtort am Meer, nicht idyllisch, Straßen und Eisenbahnlinien sind in der Nachbarschaft.

Eine Schlüsselszene ist die Geschichte vom Bauchweh von Shams. Das hat er nämlich immer am Tag der Geographie-Stunde. Dort wird israelische Geschichte gelehrt, Jerusalem zur Hauptstadt erklärt, aber vom Vater hörte Shams es doch anderes.

Ein neu eingezogener Nachbar weckt das Interesse von Waleed. Es ist Jalal (Ashraf Farah) mit seiner Frau Raneen (Shaden Kanboura). Der ist in Erpresser- und Geldeintreibergeschichten verwickelt. Unter dem Vorwand, für den Krimi, den er schreibe, recherchieren zu wollen, sucht Waleed Jalals Nähe.

Die beiden Nachbarn sind schnell in der Verfolgung der jeweils eigenen Ideen verbandelt, haben Schnittmengen in den Lösungsansätzen zur unerträglichen Situation ihres Lebens.

Der Film ist eine deutsch-zyprisch-französisch-palästinensische Koproduktion und zeigt ähnliche Erzählqualitäten wie neuere israelische Filme, die es zu uns ins Kino geschafft haben, wenn auch thematisch anders gelagert wie Two oder Concerned Citizen, die beide auch einem gepflegten Realismus frönen, der auf jegliche Übertreibung verzichtet, der durch die Konzentration auf die Gedanken und die daraus folgenden Handlungen der Figuren attraktiv und glaubwürdig wird und überraschende Einblicke in das Leben in jener Mittelmeergegend gewährt, die doch so pardiesisch sein könnte.

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