Tanja – Tagebuch einer Guerillera (DOK.fest 2023)

Dschungelkämpferin

Jahrzehntelang hat die FARC Kolumbien in einem kriegerisch-unversönlich instabilen Zustand gehalten mit über 200′ 000 Todesopfern und Millionen von Flüchtenden.

Der Grund für die Etablierung dieser Guerillo-Truppe war die Ungleichheit im Lande, war, dass die Bauern zu den Verlierern der Entwicklungen gehörten und keine andere Möglichkeit sahen, als in den bewaffneten Untergrund zu gehen.

Tanja Nijmeijer ging anfangs des Jahrtausends nach Kolumbien als junge Idealistin, der das holländische Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, zu eng wurde. Sie arbeitete in Kolumbien als Übersetzerin, kam so anfangs des 2. Jahrtausends auch mit der FARC in Kontakt, schloss sich denen an, in der vollen Überzeugung, dass nur so eine bessere Gesellschaft in Kolumbien möglich sei. Sie erwirbt sich das Vertrauen der FARC, lebt in einer ihrer Gemeinschaften im Dschungel.

Marcel Mettelsiefen zeichnet aus heutiger Sicht das Porträt dieser Idealistin nach mit Archivmaterial, mit wenigen illustrierend inszenierten Szenen, mit Heute-Interviews.

Anfangs war Tanja, sie hatte wie alle anderen einen Tarnnamen, unauffälllig. Erst bei einem Interview mit drei amerikanischen Gefangenen war sie als Übersetzerin bemerkbar. Bei einer Razzia ihres Camps etwa 2007 fielen den Behörden ihre Tagebücher in die Hände. Das waren nie abgeschickte Briefe an ihre beste Freundin. Darin beschreibt sie auch ihre Distanz zur FARC, stört sich am Machismo und der Korruption der Führungselite, hält aber Ziele und Methoden für berechtigt.

Ihre Texte gelangen an die Öffentlichkeit und lösen Fehlspekulationen aus, beispielsweise, dass sie eine Gefangene, eine Geisel sei; sie kommt auf die Terrorfahndungslisten.

Der Film lässt Journalisten zu Wort kommen, Freundinnen von ihr, Ex-FARC-Mitglieder. 2016 ist sie die entscheidende Verhandlungsführerin auf Kuba bei den Gesprächen zwischen Kolumbien und der FARC, die schließlich in einem Friedensabkommen und Übergabe der Waffen münden.

Heute herrscht eher Ernüchterung, dass sich nämlich gar nichts geändert habe, auch durch über 50 Jahre bewaffneten Kampf nicht. Wie die Welt zu einer friedlicheren und besseren, gerechteren zu machen sei, ist wieder vollkommen offen.

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