Eren (DOK.fest 2023)

„Gesundheit Ihren Füßen,
beehren Sie uns bald wieder!“
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das meint die Mutter der Protagonistin dieses Filmes von Maria Binder zu dem Sonder-Einsatz-Kommando, das die Wohnung von Eren Keskin in deren Abwesenheit durchsucht. Darin oszilliert bereits der Geist der bekannten türkischen Menschenrechtsanwältin. Ihre politische Wachheit sei durch ihre Mutter und deren Mutter gefördert worden.

Was sie denn genau sind von ihrer Geschichte her, da schwanken sie selbst, ob Tscherkessen, Armenier, Kurden, Muslime. Die Geschichte, zB der Völkermord an den Armeniern, zwang zu Identitätsveränderungen und zu einem wachen Bewusstsein.

Vor allem setzt sich Eren Keskin für Kurden ein, denen der türkische Staat seinen unfairen Kampf angesagt hat. Weshalb es wiederum eine Unzahl von Verfahren gegen die Anwältin gibt, die seit etwa der Jahrtausendwende in Istanbul ihr eigenes Büro hat.

Ständig schwebt über Eren das Damoklesschwert der Verhaftung. Sie muss sich überlegen, wie es in diesem Falle mit der Kanzlei weitergeht; ins Ausland zu fliehen, daran denkt sie nicht, obwohl sie von verschiedenen Staaten Asylangebote bekommen hat.

Dieses ansprechende Porträt der kämpferischen und emanzipierten Frau ist eine Mischung aus Homestory und Infotainment. Die Dokumentaristin begleitet ihre Protagonistin auf Reisen und bei Terminen in der Türkei, bei Demos, Gerichtsterminen.

Es gibt das Privatleben, die Mutter, die Katzen, beim Kochen, bei der Schneiderin, mit Freundinnen. Auf dem Balkon bei einem Gläschen kurdischen Zitronenliquörs kommt es zu den persönlichsten Statements von Eren Keskin.

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