Huppert-Movie
Der große französische Star Isabelle Huppert mit der magischen Leinwandpräsenz als neuer Typ. Sie hat strähnig-blondes Haar, ist schmal im Gesicht wie nie und dazu noch blass, die Lippen gut rot geschminkt, trägt öfter eine dunkelrandige Brille, intellektueller Eindruck.
Das passt vielleicht nicht ganz zu der allgemeinen Vorstellung einer engagierten Gewerkschafterin, die sie hier im Film von Jean-Paul Salomé spielt, der mit Fadette Drouard das Drehbuch nach dem Roman von Caroline Michel-Aguirre geschrieben hat.
Mit ihm als Regisseur hat Isabelle Huppert schon in Eine Frau mit berauschenden Talenten brilliert.
Hier arbeitet sie effizient und respektiert beim Atomkonzern Arevas. Sie ist mit dem eher gemütlichen Gilles (Grégory Gadebois) verheiratet, auch das nicht unbedingt ein Eheklischee erfüllend, genauso wenig wie die Ausstattung ihres Hauses in Versailles oder ihre Datsche an einem See in der Nähe der Alpen. Er ist Musiker. Darben scheinen die beiden nicht zu müssen. Eine Putzfrau gibt es auch im Haushalt. Diese entdeckt die Huppert eines Tages gefesselt und geknebelt auf einen Stuhl gebunden, ein Messer wurde ihre mit dem Knauf voran in die Scheide gesteckt, auf den Bauch wurde ihr in roter Farbe ein A für Atom geritzt.
In der Situation kommt einem die Huppert aus Elle in den Sinn. Dieses Attentat wird der Dreh- und Angelpunkt des Thrillers. Dieser bleibt erstaunlich schematisch und das Augenmerk des Regisseurs und auch Drehbuchautors bleibt überwiegend auf der Huppert.
Ihr Ziel ist es, Arbeitsplätze beim Atomkonzern Arevas zu erhalten. Speziell aus deutscher Sicht dürften diese Arbeitsplätze keinen allzu guten Ruf haben und insofern dürfte sich die Empathie für die Aktion in Grenzen halten; umso mehr, als just vor kurzem die letzten deutschen Atommeiler vom Netz genommen worden sind.
Es kommt allerdings eine größere politische Dimension ins Spiel, da ihre Firma mit einer aus China fusionieren will und die Huppert eindringlich davor warnt wegen Klau von Know-How. Damit wird sie zur Gefahr für enorme finanzielle Interessen. Diese stecken teils mit dem Staat unter einer Decke und versuchen alles, um aus dem bemitleidenswerten, dem guten Opfer, ein böses, unglaubwürdiges zu machen. Dafür setzt Jean-Paul Salomé bewährte Thrillermittel ein, was die Huppert wiederum geschickt als Vehikel für ihre Bombenrolle nutzt.