Diese Turnhallenausdünstungen
Wer in der Jugend nicht genug davon bekommen konnte, von den Gerüchen und der Nüchternheit von Turnhallen, der kann hier die volle Dröhnung nachholen im Film von Bobby Farrelly nach dem Buch von Mark Rizzo, Javier Fesser und David Marques.
Und wem das nicht reicht, der erhält auch jede Menge frostiger Winterlandschaft aus Des Moines. Und wer damit nicht genug hat, der muss nur die deutsche Synchronfassung des Filmes wählen; die ist so steril und stereotyp, dass man direkt Sehnsucht nach Turnhallengeruch und Winterlandschaft bekommt.
Bobby Farrelly und seine Autoren haben den Film nach dem spanischen Vorbild Wir sind Champions so perfekt um- und nachgebürstet, so auf die Gewinnerschiene gesetzt, dass keine Empathie, keine Überraschung mehr möglich ist.
Woody Harrelson spielt den Basketball-Trainer Marcus, der sich manchmal nicht beherrschen kann und mit Alkohol am Steuer einen Unfall verursacht. Von einer strengen Richterin wird er dafür zu sozialer Arbeit in seinem Beruf verdonnert: er soll eine Zeit lang eine Mannschaft von behinderten Spielern trainieren.
Als kleine menschliche Komplikation wird eingeführt, dass er vorher schon mit der Schwester eines seiner Spieler, mit Alex (Kaitlin Olson) anonymen Sex gehabt hat. Auch der Punkt wird dramaturgisch-inszenatorisch so perfekt eingeführt, dass er keinerlei Spannung erzeugen kann.
Es ist eine Inszenierung, die sich nichts vorwerfen lassen will; sie romantisiert in keiner Weise die scheussliche Atmosphäre von solchen Turnhallen oder auch nicht von der eiskalten Wohnung des Trainers.
Romantisierend ist allenfalls die Einführung des Shakespeare-Tournee-Theaters von Alex, mit dem die Behindertengruppe, nachdem sie im ÖPNV nicht erwünscht ist, zu den Gastspielen fährt. Aber selbst hier schafft es der Film nicht, auch nur den Ansatz einer Empathie entstehen zu lassen. Sieht halt schön aus, hört sich hochkulturell an.
Das kann man dem Film also nicht vorwerfen, dass er im Hinblick auf Behinderte auch nur einen Ansatz von falscher Mitleidstour fährt: er nimmt sie voll und ganz als Menschen, hier als Sportler; wobei er es nicht lassen kann, anfangs noch Hintergründe über die Figuren zu erklären, die auf die Normalität hinauslaufen. Insofern ein topmoderner, zeitgemäßer Film.