Im Taxi mit Madeleine – Une belle Course

Faszination Taxi

Unbekannte Menschen auf intimem Raum für eine befristete Zeit zusammen, das kann zu einer Beichtstuhlatmosphäre werden, zu einer Gelegenheit, Dinge zu erzählen, die man mit vertrauten Menschen vielleicht nie teilen würde, das kann aber auch wie ein Röntgenbild einen Blick auf eine ganze Gesellschaft werfen, wie Jafar Panahi mit seinem Film Taxi Teheran gezeigt hat.

Mit so einer Taxifahrt durch Paris eröffnet Christian Carion, der mit Cyril Gely auch das Drehbuch geschrieben hat, die aufregende Biographie von Madeleine Keller. Diese wird gespielt von der faszinierenden Line Renaud, gemäß IMDb Jahrgang 1928, was dem Spielalter von Madeleine Keller, 92, recht nahe kommen dürfte. Eine Schauspielerin mit einmaliger Alterswürde.

Renauds Spielpartner ist Dany Boon als Taxifahrer Charles, der die alte Dame vom einen Ende von Paris ans andere, in die Altersresidenz, kutschieren soll. Das Taxometer darf er schon zu Beginn der Anfahrt anstellen.

Das ist das Rezept vieler, gerade auch französischer Komödien, dass Figuren, die sich am Anfang nicht grün sind, durch einen Austausch, hier in der Zwangssituation, menschliche Nähe und Offenheit herstellen und den Zuschauer mit einem guten Gefühl nach Hause entlassen. So weit, so erwartbar.

Charles ist gar nicht begeistert, hat er doch grade privaten Clinch und möglicherweise auch Geldprobleme. Was dann im Laufe der Fahrt an Vita von Madeleine an den Tag kommt, das geht allerdings weit über das hinaus, was Die Küchenbrigade, Tenor oder Der Rosengarten von Madame Vernet leisten, die alle so schon wunderbar funtionieren.

Hier kommt in schlank einmontierten Rückblenden ein Stück weiblicher Emanzipationsgeschichte ans Licht, was so auf den ersten Blick niemand erwarten würde. Insofern sei nicht allzu viel verraten, außer dass die Taxifahrt bis spät in die Nacht hinein dauern und an die 300 Euro kosten wird und vielleicht noch, dass am Schluss die Macher ziemlich fett Schlagsahne fürs Ende drüberstreuen, was so gar nicht mehr nötig wäre.

Zum Sehvergnügen trägt auch der sorgfältige Cast der Figuren bei als auch die Montage, der Schnitt und auch die diskret schmeichelnde Musik. Und einmal grüßt Simone Veil von einem Plakat.

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