Plumper Fake
Deutscher Comedian (Olaf Schubert) leidet unter Profilneurose wegen bedröppelnder Fernsehbekanntheit und möchte sich in einen größeren, internationalen Zusammenhang katapultieren. Er hat da so ne dolle Idee, die sich ja gut anhört. Mit dieser geht er zur ZDF-Redakteurin Solveig Cornelisen. Diese lässt sich blaffen von dem Comedien und ist mit im Boot für diese Fake-Doku, in der Heike Fink (Drehbuch zu: Die innere Zone) die Regie führen soll.
Fake-Doku, weil, wenn das Resultat nicht zum Vornherein schon festgestanden hätte, wäre es von Solveig Cornelisen vollkommen verantwortungslos gewesen, Gelder für den Dreh- freizugeben. Und man gibt Gelder nicht in Salamitaktik frei, so im Sinne von, ok, wenn Ihr Hinweise dazu findet, dass die Mutter von Olaf ein Interview mit Mike Jagger gemacht hat als DDR-Journalistin, dann kriegt ihr die nächste Tranche und könnte weiter nachforschen und diese Nachforschungen dokumentieren, ob denn da mehr gewesen ist als nur das interview.
Es wäre wohl nie im Leben möglich, Gelder für einen Dokumentarfilm freizugeben, Zwangsgebührengelder, wenn ein Comedien daher kommt und sagt, ich miste jetzt mal den Keller meines Vaters aus und finde vielleicht was, woraus man einen Film machen könnte.
Das ist plump inszeniert mit ein Paar Würfen von Gegenständen im Chaos-Keller und schon ist die falsche Fährte gelegt mit den Tonbändern, auf denen der Hinweis zu Mike Jagger steht.
Der Film macht sich keinerlei Mühe, zu vertuschen, dass er ein Drehbuch mit Vorwissen hat. Und auch das Verfolgen der Spur ist nicht so, wie man es wohl realistisch machen würde. Und wie die Vermutung endlich an den Tag kommt, da wird die Spannung, ob er nun der leibliche Sohn von Mike Jagger ist oder nicht, unendlich gedehnt, wie Kaugummi.
Immerhin finden sie in Südfrankreich (ein paar schöne Tage in der Provence auf Zwangsgebührenzahlers Kosten) eine attraktive Location, die Jaggers Feriendomizil sein soll.
Es gibt spärliche Fundstücke aus der DDR-Musikgeschichte, aber die sind zu dünn, zu versprengt, als dass sich dadurch der Film rechtfertigen ließe. Allerdings lässt er sich dies mit der dünnen Vaterschaftsstory noch weniger. Rausgeschmissenes Zwangsgebührengeld. Hübsch ist die Mini-Führung durch das Stadtmuseum Münster. Das wäre wohl eher im Sinne eines öffentlich-rechtlichen Rundfunkes statt billiger, durchschaubarer Flunkereien, um an Zwangsgebührengelder zu kommen.