Interkapitalistisches Lehrstück
Schulungsfilm fürs Marketing
Der rede- und pointenfreudige Film von Ben Affleck nach dem Drehbuch von Alex Convery exerziert den wahren Fall nach, wie ein Sportschuhhersteller mit einer gewagten Werbekampagne und einem bestimmten Werbeträger es geschafft hat, sich ein deutlich größeres Stück vom enormen Kuchen des Sportschuhmarktes zu ergattern.
Ben Affleck hat das Lehrstück gewieft und temporeich inszeniert.
Matt Damon ist als Marketingmanager Sonny Vaccaro mit dem Thema befasst. Seine Firma unter dem CEO Phil (Ben Affleck) verkauft weit weniger Sportschuhe als die Konkurrenz. Zündende und mutige Ideen sind gesucht; stoßen aber bei der Geschäftsführung schnell auf Ablehnung.
Vaccaro sieht sich bei der Konkurrenz um und kommt zur Erkenntnis, dass die Firma auf einen einzigen Sympathieträger-Sportler, der aber wirklich herausragt, und nicht auf mehrere gleichzeitig setzen soll. Er schlägt den Basketballspieler Michael Jordan vor.
Es gilt jetzt, verschiedene Probleme zu bewältigen. Erst mal muss Vaccaros Chef von der Ein-Star-Idee überzeugt werden (das Gegenargumt, wenn dieser Mist baue, wie neulich durch die Blätter gerauscht, wird hier allerdings nicht aufgeführt).
Dann kommt die größere Hürde, das Talent ausfindig zu machen, den Kontakt herzustellen. Dabei ist die Mutter Deloris (Viola Harris) offenbar die Entscheidungsfigur. Selbstverständlich schafft Matt Damon als moderner, kapitalistischer Held es, den Zugang zu finden, den Draht zu spannen.
Die nächsten Schritte sind die Entwicklung eines Produktes, das zum Star passt, ein ganz besonderer Schuh mit einem ganz besonderen Namen. Da wirkt es teilweise wieder so, als betreibe Damon wie ein guter Kriminalist lediglich systematische Arbeit, schrecke aber vor unkonventionellen Ideen nicht zurück.
Bald kommt der Produktentwickler Peter Moore (Matthew Maher) ins Spiel, ein Tüftler, der dem Produkt Seele einhauchen soll. Außerdem planen die Manager einen kalkulierter Regelverstoß ein, der im Vergleich zum Bussgeld sich x-fach bezahlt machen dürfte.
Am Schluss renommiert der Film mit Zahlen, mit Erfolgszahlen selbstverständlich, um der Lektion in Marketing Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Der Film kann ruhig auch als ein Stück Werbekampagne für die Firma gesehen werden.
Ganz anders verhält es sich bei einer anderen Unternehmergeschichte im amerikanischen Kino, bei The Founder, der die Geschichte der beiden Brüder erzählt, die Mc Donalds herausgetüftelt und geschäftlich erfolgreich gemacht haben. Der Film wirkt überhaupt nicht als Werbemittel für die Fastfoodkette, sondern als ein spannendes Drama zwischen zwei unterschiedlichen Brüdern, ihren Talenten und ihren Zielen, dem Kampf zwischen Vision/Kreativität und dem geschäftlichen Denken.
Hier im Film von Affleck fällt es schwer, Partei zu ergreifen; was soll ich mich für die schlechten Zahlen irgend eines Unternehmens interessieren? Es fehlt dieser Henkel der Geschichte zum Zuschauerhirn; dafür ist der Film auch deutlich zu lang.
Nachsatz: Im Gespräch mit Kollegen hat sich ergeben, dass Leute, für die Michael Jordan ein Begriff, gar ein Idol ist, den Film ganz anders sehen als ich. Es scheint, dass dann die Leerstelle, um die herum der Film Sicht dreht, mit bewunderungswürdigem Leben gefüllt ist.