Sara Mardini – Gegen den Strom

Modern Warrior
Peinlich für Europa
Eine moderne Frau

Dieser Film ist mehreres in einem.

Dieser schnelle, schlanke Film von Charly W. Feldman ist das Porträt einer modernen, jungen, hochenergetischen (und hyperaktiven) Frau, die ihr Leben wach und aktiv angeht, die Party feiern will. Es ist das Porträt einer jungen Frau, Sara Mardini, über die wohl nie jemand einen Film gedreht hätte, wenn in Syrien nicht der blutige Bürgerkrieg ausgebrochen wäre. Sie ist mit einer Schwester, Yusra, als Tochter eines Schwimmmeisters aufgewachsen und von klein auf war das Wasser ihr und ihrer Schwester Element. Sie trainierten für Meisterschaften.

Der Film ist aber auch eine Flüchtlingsgeschichte. Wegen dem Bürgerkrieg sind die beiden Schwestern aus Syrien geflohen, setzen mit einem Boot mit etwa 20 Leuten von der Türkei nach Griechenland über, das Boot kentert, und – da werden die Schwestern zu Heldinnen – sie schieben das Boot über drei Stunden lang mit den Menschen drin vor sich her bis zur griechischen Küste und werden dort gerettet.

Der Film ist ein Stück weit auch ein Porträt der beiden Schwestern. Sara ist die hyperaktive, die nach dem Schiffbruch die Schwimmkarriere nicht mehr fortsetzen kann und sich selbst der Rettung Schiffbrüchiger in Griechenland widmet, sie wird zur Aktivistin. Yusra ist die weniger mitteilsame; sie setzt ihre Schwimmkarriere fort, schafft es bis zu Olympiateilnahmen in Rio und in Tokyo.

Porträt einer Aktivistin.

Im Zuge der Kriminalisierung humanitärer Hilfe für Schiffbrüchige durch die Europäische Union wird Sara in Griechenland festgenommen, verbringt Monate im Gefängnis, bis sie gegen Kaution vorläufig freigelassen wird. Seither lebt sie in Berlin, fühlt sich mit Studieren nicht ausgefüllt. Sie wartet auf Prozesstermine. Das zieht sich hin. Covid sorgt für weitere Verzögerung.

So wie hier dargestellt, scheint der Prozess gegen sie und weitere Mitangeklagte eine Farce zu sein als Mosaikstein einer verpeilten Politik der EU, die Flucht nach Europa als nicht empfehlenswert erscheinen zu lassen. Einen Menschen aus Seenot zu retten kann nie und nimmer ein krimineller Akt sein, darf es nie werden, so die Erkenntnis des Films.

Diese Doku trägt zu einem schweren Imageschaden der europäischen Union bei, besonders deren Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Überfall, die ja so breit ist, weil es sich bei der russischen Invasion um einen offensichtlichen Völkerrechtsbruch handelt, man also auf Seiten derer steht, die Menschen- und Völkerrecht respektieren und es verteidigen. Die Glaubwürdigkeit ist dahin, wenn die EU mit der anderen Hand humanes Weltrecht oder Völkerrecht, Seenotrettungsrecht im Umgang mit Gestrandeten selber massiv und vorsätzlich verletzt. Auf den Vorsatz lassen die Verhaftungen und der Gerichtsprozess selber schließen.

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