Lars Eidinger – Sein oder nicht sein

Powerbündel

Der Schauspieler Lars Eidinger ist ein Kraftbündel, ein Mann voll unerschöpflicher Energie, mit enormer Kondition, der sich mit jeder Faser in seine Rollen, auf die Bühne oder vor die Leinwand wirft.

Eidinger zertrümmert Stühle und Tische, er kämpft mit dem Degen, er schreit, er weint, er schmeißt sich in den Dreck, er spielt einen elend langen Bühnentod, bei dem er noch einmal und noch einmal in Agonie hochspringt oder er ringt sich bei einem Interview Tränen ab. Er ist ein begnadeter Darsteller und ein ebensolcher Selbstdarsteller, ideal für eine Doku, bei dem Talking Heads ein elementarer Bestandteil sind.

Eidinger ist in keiner Sekunde einer jener Beamtenschauspieler, wie sie ab und an noch auf deutschen Bühnen anzutreffen sind, er lebt in jeder Sekunde und kostet diese aus. Es ist immer was los auf der Leinwand, wenn ein Lars Eidinger dabei ist.

Nicht ganz so vehement geht Reiner Holzemer (Dries) dieses vom bayerischen Fernsehen finanzierte Biopic an. Ein paar Tage Salzburg, ein paar Tage Berlin, ein Ausflug nach Frankreich müssen einerseits finanziell drinliegen und andererseits schon fast genügen, um einen TV-90-Minüter zu füllen.

Holzemer als altgedienter Promi-Dokumentarist heftet sich an die Fersen von Eidinger, darf Mäuschen spielen in Salzburg, wo Eidinger den Jedermann probt und spielt, trifft in Berlin dessen Theaterchef Thomas Ostermeier und darf zugucken bei Hamlet und Richard, begeht wie in den Lebenslinien üblich die Schauspielschule von Eidinger oder schaut ihm beim Tennisspielen zu.

Diverse Archivausschnitte, bei deren Auswahl Eidinger sicherlich ein praktischer Tippgeber war, werden eingeflochten in diesen üblichen Dokumix aus Statements des Protagonisten wie anderer, die mit ihm zu tun haben, aus Begleitung bei Taxifahrten, aus einem Besuch eines Drehs mit Olivier Assayas in Paris.

Es dürfte ein Film sein, der weniger wegen seiner dokumentarischen Qualitäten auffallen dürfte als vor allem durch seinen Protagonisten, allenfalls im Kino als Zielpunkt für ein Sonntagsmatineepublikum aus eingefleischten Theaterfans.

Schmerzpunkt ist der Auftritt von Edith Clever als Tod bei den Salzburger Festspielen, einer Schauspielerin, die Geheimnis hat und von der auch Mitstreiter in Salzburg sagen, dass Eidinger eine Show sei, bis zum Auftritt dieser Grande Dame des deutschen Theaters und da kann Eidinger noch so oft sich nochmal zum Leben aufbäumen, Edith Clevers Tod ist allemal stärker.

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