Schwere Schuld
Vor 120 Jahren hat das deutsche Kaiserreich in Namibia schwere Schuld auf sich geladen mit KZs und Völkermord an den Hereras.
Ein nicht allzu beliebtes Thema in Deutschland. Vom Bundestag werden immer mal Wiedergutmachungsforderungen aus Namibia abgeschmettert. Ein Verdrängungsthema. Dem will Lars Kraume (Der Staat gegen Fritz Bauer, Das schweigende Klassenzimmer, Playing God, Meine Schwestern) etwas entgegensetzen mit einem Film, der mit jedem Bild diese Schuld bewusst macht.
Es ist ein moralisches Kino, dicht gemacht, es lässt dem Zuschauer keine Freiheit. Es ist ein Kino, das keine Sekunde vergessen lässt, dass es eine moralische Verpflichtung hat. Diese erfüllt es hervorragend und dürfte daher vor allem ein Kino für den Schulunterricht sein zur Illustrierung eines schlimmen Kapitels deutscher Kolonialgeschichte.
Ein junger Ethnoforscher, Alexander Hoffmann (Leonard Scheicher), ist die Figur, die innerhalb des Filmes dafür sorgt, klarzustellen, wie schlimm die Deutschen in Namibia gehandelt haben. Er ist Wissenschaftler, hat selber aber wohl auch ein Charakterproblem, da sein Vater ein berühmter Forscher war.
In der Wohnung von Hoffmanns fängt der Film an wie in einem alten Völkerkundemuseum. Der junge Mann möchte die Welt kennenlernen und nicht nur Angelerntes verwenden. Er vermisst die Schädel von einer Gruppe von Hereros, die zu Ausstellungszwecken in Deutschland weilen. Da er ein ernsthafter Forscher ist, entdeckt er, dass es unter der Gruppe sehr gebildete Menschen gibt, die auch Deutsch sprechen. Kezia Kembazembi (Girley Jazama) übersetzt für ihn und, ja, er wird sich verlieben. Das ist 1904.
1906 fährt Hoffmann nach Deutsch-Südafrika und wird Zeuge des Völkermordes an den Herero.
Davon wird der Film grausame Momente festhalten. Er wird aber auch die Liebesgeschichte fortschreiben, die wiederum Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben wird.
Es ist ein Film im Sinne weisungsgebundener Fernsehredakteure, es ist kein Film im Sinne Hollywoods, das noch den übelsten Stoff für ein breites Publikum erträglich und einträglich aufzubereiten vermag.