Inside

Im Superreichen-Gefängnis

In Buried hat ein Regisseur gezeigt, wie spannend man über eine Spielfilmlänge eine Gefangenschaft erzählen kann. Der Protagonist liegt in einem Sarg begraben.

Jetzt versucht Vasilis Katsoupis nach seinem eigenen Roman und mit Drehbuchmitarbeit von Ben Hopkins eine lange Spielfilmlänge lang zu zeigen, wie Willem Defoe versucht, sich aus einem geräumigen Superreichen-Loft zu befreien.

Es wirkt wie ein Aufgabenstellungsfilm an einer Filmhochschule: erfinden Sie Situationen, wie ein Schauspieler versucht, aus einer extravagant ausgestatteten, bildästhetisch durchaus ergiebigen Superreichen-Wohnung in einem Hochhaus zu entkommen; zumindest in Bereich Kameraübung, Details und Schnitt verdient der Film schon mal gute Noten, da ist vom Geschmäcklerischen nicht zu wenig.

Schön klassisch werden Einheit von Ort, Zeit und Handlung konsequent gewahrt. Da fällt Vasilis Katsoupis durchaus ständig was ein vom Zertrümmern von Gegenständen, vom Turmbau aus Möbeln in Richtung Dachfenster bis zum Einsatz der Sprinkler-Anlage. Defoe ist sich für keine Anstrengung zu schön.

Faktisch schauen wir Willem Defoe zu, wie er nach Regieanweisung Geld verdient, wie er schimpft, tobt, aber auch wie er sich abfindet mit der Situation, wie er Zeichnungen anfertigt oder zur Musik aus dem Kühlschrank, die zu verstehen geben soll, dass die Tür offen ist, tanzt, wie er die Bilder aus dem Überwachungskameras des Hauses anschaut oder aus den Schläuchen der Blumenbeetbewässerung trinkt.

Es gibt eine hauchdünne Rahmenhandlung, die den Film nicht erden kann. Helikoptergeräusche suggerieren, dass Defoe im Arbeiteranzug der HAIDON PROPERTY CARE und mit Überwindung der Sicherheitsvorkehrungen in das Loft hineingerät. Er hat wenige Minuten Zeit, daraus drei Schiele Gemälde und ein Schiele-Selbstporträt zu klauen. Letzteres findet er nicht auf Anhieb. Er verliert Zeit. Er wird hektisch und bringt das Sicherheitssystem durcheinander, das ohne Vorwarnung auf hochsicheren Verschluss macht. Er sitzt in der Falle. Der Funkkontakt zum Helikopter verschwindet schnell aus dem Film. Kunst ist also durchaus im Spiel und es gibt einige Philospheme dazu. Vielleicht wäre es spannender geworden mit einem unbekannten Schauspieler, der wenigstens für sich was erreichen will.

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