Regen, Kirche,
düstere Stimmung in Korea also, das sind die dominierenden Symbole bis zum Titel dieses neuen Filmes von Hirokazu Kore-eda (La Verité – Leben und Lügen lassen, Like Father, Like Son, Unsere kleine Schwester, Shoplifters).
Ein Themenfilm, was sollen Frauen mit ungewollten Kindern machen, die sie ausgetragen und zur Welt gebracht haben?
Die Kirche hat eine Babyklappe eingerichtet. Im strömenden Regen bewegt sich eine junge Frau, So-young (Ji-eun Lee), durch enge Gassen auf die Kirche zu, legt das Kind draußen vor der Klappe ab, herzlos scheint das, eiskalt oder vielleicht auch verzweifelt.
Die Frau wird aus einem Auto von Detektivin Lee (Lee Joo-young) beobachtet. Deren Mitarbeiterin wird sich um das Baby kümmern, sie verfolgt die Mutter. In der Kirche nehmen zwei Männer das Baby in Empfang, es sind, wie sich herausstellen wird, Mitarbeiter und Inhaber einer Wäscherei, San-hyeon (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won). Sie wollen das Baby verkaufen. So viel die Info bis zu den Titeln.
Der Film verfolgt minutiös, skrupulös und doch leicht und irgendwie so absolut menschlich und selbstverständlich, die Entwicklungen, die sich daraus ergeben, dass die Mutter, wie auf dem Zettel mit dem Vornamen des Baby angegeben, zurückkommen wird, was nicht der Erfahrung der Mitarbeiter der Klappe entspricht, das schreiben die meisten, heißt es.
Die Frau hat unwissentlich die Überwacherinnen an den Fersen und führt diese auch zur Wäscherei, wo sie ihr Baby wieder sehen wird.
Ein Nebenstrang ist krimineller Art, die Wäschereiinhaber sind hoch verschuldet und haben Geldeintreiber am Hals; auch die Mutter wird zusätzlich zu den beiden Detektivinnen ins Visier der Polizei geraten.
Der Film konzentriert sich vorerst auf verschiedene Versuche, das Baby für möglichst viel Geld zu verkaufen. Die Mutter ist einverstanden damit, um dem Kind eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Der Film beeindruckt durch eine seltene menschliche Glaubwürdigkeit, durch menschliche Distanz trotz Nähe und Nähe trotz mentaler Distanz, physischer Nähe der Gruppe von Babyhändlern. Ein wunderbares Symbol für die Brüchigkeit all der Beziehungen ist die alte Rostlaube von Kombiwagen der Wäschereileute, die Rücktür springt immer auf und sie haben sogar eine Seilkonstruktion, mittels derer sie im Fahren wieder zugezogen werden kann. So etwas nutzt Kore Eda augenzwinkernd für einen Polizeiauftritt. Die stören sich an der Tür und kriegen nichts mit vom zu verkaufenden Baby im Wagen.
Der ältere Bub, der zu dieser zusammengwürftelten Reisegesellschaft gehört, hat einen Riesenspaß an der Autowaschstraße, die das stimmungserzeugende Regenwetter zu Beginn des Filmes heiter spiegelt. Der Film spielt Eventualitäten, die bei so einem Kinderhandel passieren können gelassen durch und begibt sich außerdem auf eine Riesenradfahrt, die wiederum menschliche Annäherung ermöglicht. Fast möchte man meinen, der Regisseur betätige sich als gewiefter Schnurrenerzähler.