Missing

In den Fängen des Netzes

Das ist das Beengende und Beängstigende an diesem Film von Nicholas D. Johnson und Will Merrick (Searching), die auch das Drehbuch nach einer Geschichte von Sev Ohanian geschrieben haben, dass der Zuschauer sich wie vorm heimischen Computer – allerdings mit einer unbekannten Zahl unbekannter Kinositznachbarn in intimster Nähe – fühlt, ausgesetzt den Fallen und Fakes, der Informationsflut und den Erinnerungen von Netzwerken und Suchmaschinen, von Chats und Videoüberwachungen.

Der Zuschauer wird selber dieser Informationsflut, den ständig ratternden Chattexten, den Anrufversuchen, der Versuchen, Codewörter zu knacken, unerbittlich ausgesetzt, seine ganze Aufmerksamkeit wird gefordert, so vergehen die knapp zwei Stunden so schnell wie zuhause am Computer…

Die Hauptfigur ist Teenagerin June (Storm Reid), die den Zuschauer an die Leinwand und damit an den Bildschirm fesselt. Ihre Mutter Grace (Nia Long) hat einen neuen Freund, Kevin (Ken Leung). Der ist ein bisschen merkwürdig, wie er sich June vorstellt und die Mutter für einen Urlaub nach Cartagena in Kolumbien abholt.

Die überdeutliche Mahnung der Mutter an die Tochter lautet, niemanden in das Haus zu lassen und sie und ihren neuen Freund an einem bestimmten Datum wieder am Flughafen abzuholen.

Mutter und neuer Freund kehren nicht zurück. Damit legt sich ein Gespinst von Vermutungen, Verdächtigungen, Recherchen, Indizien, Entdeckungen über June, damit über den Zuschauer und den Film treibt es damit in die Horror-Richtung und da das Kino ja zum eigenen kleinen Computerraum geschrumpft ist, gibt es kein Entkommen.

Der Entwurf dieses Screenshot-Mikrokosmos auf die Leinwand ist kunstvoll; ob das allerdings die Zukunft des Kinos ist, bleibt abzuwarten, ob die Leute im Kino ihre Zuhause-vorm-Bildschirm-Situation dort wieder erleben wollen.

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