Wann kommst Du meine Wunden küssen

Drei Schwestern,

nein, nicht die Komödie von Anton Tschechow, ein Drama um drei starke Frauen in einem Einödhof im Schwarzwald gelegen, in der Nähe einer zum Suizid verführenden Staumauer.

Da ist es passiert. Das, was die drei Frauen verbindet, was ihre Wunde ist wohl von sehr früh an. Das ist, was es schwierig macht zwischen ihnen und sie doch gleichzeitig verbindet. Wirtschaftlich verbindet sie der Hof, den sie je zu einem Drittel geerbt haben.

Laura (Gina Henkel), der der Erfolg als Schauspielerin ausgeblieben ist, bewirtschaftet den Hof mit Ziegen; ihr Freund Jan (Alexander Fehling) hat sich in einem Austragshäuschen sein Tonstudio eingerichtet. Er ist praktisch veranlagt, nutzt die Naturnähe, um Töne von Erde, Stein, Holz einzufangen.

So richtig professionell und wirtschaftlich erfolgreich ist die Landwirtschaft nicht zu bezeichnen. Das signalisiert Regisseurin und Drehbuchautorin Hanna Doose unter redaktioneller Betreuung von Stefanie Groß und unter dramaturgischer Beratung von Sarah Schill und Julia Willmann mit einer Ziegenmelkszene: grad viel Milch ist nicht rauzuholen, da machen die irgendwas falsch, zu allem Unglück ist der landwirtschaftlich wenig interessierte DJ-Freund noch ungeschickt genug, die Milch in ein Gefäß zu schütten, dessen unterer Ausguss offen ist, so dass die kostbare Flüssigkeit auf den Boden fließt. Mehr Szenen von dieser Art braucht die Regisseurin nicht, um zu erzählen, wie es um den Hof wirtschaftlich bestellt ist.

Die zweite Schwester Kathi (Katarina Schröter) ist zu den beiden gestoßen, da sie todkrank ist. Sie pflegt indianische Rituale, die sie in Lateinamerika kennengelernt hat, sie malt sich das Gesicht schwarz an oder wandert mit einer Ziege am Strick durch die steile Gegend.

In diese eh schon schwierige Situation hinein, denn auch die Liebe zwischen Laura und Jan ist nicht gerade hochaktiv, Laura ist heimlich mit dem verheirateten Michael (Godehard Giese) aus dem Dorf zugange, in diese desolate, freudlose Situation hinein braust mit ihrem Motorrad von Berlin herkommend Maria, Viedokünstlerin, abgebrannt und Koks konsumierend. Sie war offenbar früher mit dem coolen Jan verbandelt.

In den Begegnungen der hier auf engem Raum zusammengezwungenen Figuren wird Vergangenheit erinnert, Verletzungen, Rivalitäten brechen auf, ein Drama mit starken Frauen in herber Natur und auf einem sehr alten Bauernhof.

Maria möchte mit einer Videoarbeit dem Geheimnis, vielleicht dem furchtbaren Geheimnis, ihrer Mutter auf die Spur kommen. Das Projekt verliert sich aus dem Film. Zwischendrin erinnert der Gehilfe auf dem Hof, Max (Jonas Smulders), an die Sorglosigkeit von Jugend, Kraft und Optimismus. Das lässt das Drama härter erscheinen. Ein Film, der auf der Seite der Wucht von Schicksal steht, diese weder verniedlicht noch für besiegbar hält.

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