Ein Mann namens Otto

Die Differenz zu Skandinavien

Dieser Film von James-Bond-Regisseur Marc Forster nach dem Drehbuch von David Magee nach dem Roman von Frederik Backman ist ein amerikanisches Remake des Filmes Ein Mann namens Ove von 2016.

Es konkurriert Tom Hanks in der Hauptrolle des Otto mit dem skandinavischen Vorbild Rolf Lassgard; eine Herausforderung. Hanks ist kein Skandinavier und der eklatanteste Unterschied in der Rollendarstellung ist die Sorgenfalte über der Stirn, die dem Amerikaner mehr Strenge verleiht, auch mehr Boshaftigkeit.

Ausgerechnet die Szene, die mir im Original am Stärksten in Erinnerung geblieben ist, die mit dem Handeln beim Blumenkauf, haben die Amis weggelassen, resp. sie reduziert auf den Blick auf ein Inserat, das eine Preisreduktion beim Kauf von zwei Sträußen anpreist. Vielleicht war die Original-Szene so eindrücklich, weil es sich um Blumen handelte, die Ove auf das Grab seiner Frau legen wollte, was einen merkwürdig schwarzhumorigen Charme entwickelt.

Bei den Amis ist es ernster. Auch hier fängt der Film mit einem Verkaufsgespräch an: im Supermarkt „Fleissige Biber“. Otto kauft sich ein Stück Seil. Hier ist der Zusammenhang nicht seine Trauer über den Tod seiner Frau, hier soll der Strick seinem geplanten Selbstmord dienen; auch da will er sparen. Ein fast grotesker Unterschied, ein elementarer Unterschied. Denn es ist schon etwas anderes, ob ich innerhalb einer Trauer und des Gedenkens einer Toten mir überlege, ob das so und so viel Geld für Blumen wert ist, oder ob ich meinen eigenen Exitus plane und dafür noch Geld sparen will; das macht erstaunlich wenig Sinn und lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Selbstmordidee aufkommen.

Allerdings ist in dem Moment seine scheinheilige Verabschiedung aus der Firma noch gar nicht passiert. Das Selbstmordthema wird in der deutschen Untertitelung am Schluss nochmal mit dem Hinweis auf Hilfe, die man sich holen könne, verdeutlicht.

Was die amerikanische Version so nicht leisten kann, wie das Vorbild, das ist die Erkärung des Charakters des Protagonisten. Das ist im skandinavischen Original eine Erhellung, wie Schale um Schale dieser Charakter enthüllt wird. Bei Marc Forster funktioniert das nicht annähernd, obwohl der junge Otto vom Sohn von Tom Hanks, Truman Hanks, gespielt wird – oder vielleicht deswegen?

Die eklatanten Defizite gegenüber dem skandinavischen Original kompensiert der amerikanische Nachahmer im Laufe des Filmes dadurch, dass er die Geschichte zu einer richtig schönen, amerikanischen Kinogeschichte aufmotzt mit Einbezug der Social Media und auch des Transgender-Themas mit der wunderbaren Figur des Macolms und der vor lauter Höhepunkten und Abrundungen kaum mehr zum Ende findet.

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